News am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Stadt, Land, Fluss, Getier – Ein ökologisches Schreibprojekt von Andrea Grill und Anja Utler

„Und ist die Sprache […] nicht der ideale Ort, um der Ökologie und ihren Systemen gedanklich auf die Schliche zu kommen? Müssen Wörter daher nicht Teile der Lösung werden?“ (Grill/Utler)

Poetische Lesung an der Schnittstelle zwischen Dichtung und Ökologie. Daran anschließende Podiumsdiskussion über das Verhältnis von Sprach- und Ökosystemen und das poetische Vermittlungspotenzial zwischen Kultur und Natur.

 

Das literarische Projekt Stadt, Land, Fluss, Getier* der Dichterinnen Andrea Grill und Anja Utler verhandelt nicht nur die Greifbarmachung von (Öko-)Systemen jenseits der Natur-Kultur-Dichotomie, es lotet auch neue sprachlich-bildliche Zugriffsformen aus, um die verschiedenen Akteur_innen innerhalb von Sprach- und Ökosystemen und deren Vernetzung poetisch sichtbar zu machen. Ihre Schreibkooperation, die sich initial mit dem ‚Fluss‘ befasste, haben die Autorinnen inzwischen um die Auseinandersetzung mit weiteren Ökosystemen ergänzt, von denen sie berichten werden

An die literarische Darbietung anschließend wird es eine Öffnung für Fragen des Publikums zum Schreibprojekt der Dichterinnen geben, die von Prof Dr. Friederike Reents (KU, Neuere deutsche Literaturwissenschaft) zusammen mit Vertreterinnen des Green Office und des Kulturreferats der KU moderiert wird. Werke der Schriftstellerinnen können an einem Bücherstand der Buchhandlung Rupprecht erworben werden.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Lehrstuhl Neuere deutsche Literatur, dem Green Office und dem Kulturreferat und findet statt am 20.07.22 um 19.00, Marktplatz 7 (Foyer). Der Eintritt ist frei.

Zu den Dichterinnen:

Andrea Grill (*1975), Dichterin, Schriftstellerin, Evolutionsbiologin, übersetzt nicht nur aus mehreren europäischen Sprachen, sondern verwebt naturwissenschaftliche Zusammenhänge in Lyrik und Prosa, so etwa in ihren beiden Gedichtbände Safari, innere Wildnis (2014) und Happy Bastards (2011) und dem Roman Das Schöne und das Notwendige (2010). Die in Österreich geborene Dichterin studierte zunächst in Salzburg und lebte einige Jahre in Cagliari (Sardinien). Im Rahmen ihrer biowissenschaftlichen Auseinandersetzungen widmete sich Grill in ihrer Magisterarbeit den Tagfaltern Griechenlands, die Schmetterlinge Sardiniens waren dann Gegenstand ihrer Promotion in Amsterdam (2003). Später fand ihre Falterfaszination auch Eingang in ihr literarisches Werk: so etwa in Schmetterlinge: Ein Portrait, das 2016 innerhalb der Reihe Naturkunden (Matthes & Seitz) erschienen ist oder in ihren Roman Das Paradies des Doktor Caspari (2015). Ihr neuster Roman Cherubino (2019) gelangte auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Grill wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis (2011) und dem Anton-Wildgans-Preis (2021).

Anja Utler (*1973), Dichterin, Übersetzerin und Essayistin, beschäftigt sich innerhalb ihrer Werke mit dem wechselseitigen Einfluss von Körpern (und Geistern) unter dem Aspekt des Wohlergehens und bezieht dabei auch nicht-menschliche Entitäten mit ein. Nach ihrem Studium in Regensburg, Norwich (England) und St. Petersburg (Russland) promovierte sie 2003 über die Bedeutung der Kategorie Geschlecht im Werk russischer Lyrikerinnen wie Marina Cvetaeva oder Anna Achmatova. Neben essayistisch-theoretischen Auseinandersetzungen wie etwa „manchmal sehr mitreißend“. Über die poetische Erfahrung gesprochener Gedichte (2016) und Von den Knochen der Sanftheit: Behauptungen, Reden, Quergänge (2016) publiziert Utler Lyrik, die vielfach ausgezeichnet wurde, wie etwa ihr Gedichtband münden – entzüngeln (2004), der in sprachlich-klanglicher Präzision die Verbindung von Körper und Natur verhandelt, und den Leonce-und-Lena-Preis erhielt, oder den Gedichtband brinnen (2004), dessen lyrische Versatzstücke zu einer dynamischen Rezeptionshaltung einlädt. 2021 wurde Utler mit dem Ernst Meister-Preis für Lyrik ausgezeichnet. Ihr neuster Band mit dem Titel sie kommen sehen. Lobgesang erschien 2020.

Performance: Andrea Grill (Wien), Anja Utler (Leipzig).

Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Friederike Reents sowie Vertreterinnen des Green Office und des Kulturreferats (Eichstätt).

Bücherstand: Buchhandlung Rupprecht.

* https://www.stadtlandflussgetier.org/systeme.html

Das Plakat zu dieser Veranstaltung finden Sie hier