Wie kann eine Theologie aussehen, die von der Sehnsucht der Menschen und der Anziehungskraft Gottes ausgeht? Darf man in der wissenschaftlichen Theologie von einer „Erotik Gottes“ sprechen oder ist der Rahmen des Erlaubten überschritten? In seiner Antrittsvorlesung zeichnete Prof. Dr. Martin Kirschner die Dynamik der Liebe in ihren unterschiedlichen Dimensionen als inneres Moment theologischer Erkenntnis. Als Wissenschaft von jenem Gott, der selbst die Liebe ist (1 Joh 4,8), bleibt Theologie auf die Strukturen der Sehnsucht bezogen, die dem Menschen eingeschrieben sind. Glaubenserkenntnis führt in einen Prozess der Reifung und Verwandlung des ganzen Menschen, der niemals abgeschlossen ist. Indem dieser Prozess theologisch reflektiert wird, soll deutlich werden, wie auf jeder Stufe Gefahren lauern, die in Pathologien umschlagen können, die aber auch die Chance bieten, zu einer tieferen und vernunftgemäßen Gottes- und Nächstenliebe vorzudringen.
Prof. Dr. Martin Kirschner studierte Katholische Theologie und Politikwissenschaft in Trier und Tübingen. 2005 promovierte er bei Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Hünermann und wirkte als dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter am theologischen Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil mit. Er habilitierte 2011 im Fach Dogmatik zum Thema „Gott – größer als gedacht: Eine Studie zur theologischen Rationalität im Rückgang aus Anselm von Canterbury“. Im Jahr 2009 erhielt er in Tübingen die Weihe zum ständigen Diakon.
Ein Mitschnitt seiner Antrittsvorlesung findet sich im Youtube-Kanal der KU.