Begegnungstag mit der Augustana-Hochschule Neuendettelsau

Zu den Höhepunkten des akademischen Jahres an der Theologischen Fakultät der KU Eichstätt-Ingolstadt zählt der Begegnungstag mit der evangelischen Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Am Mittwoch, den 15. Mai 2024, machte sich eine Gruppe aus Lehrenden, Mitarbeitern und Studierenden aus Neuendettelsau auf den Weg nach Eichstätt. Das Interesse war auf beiden Seiten so groß, dass der Auftakt der Veranstaltung kurzfristig in die Aula der Universität verlegt werden musste, weil der ursprünglich vorgesehene Raum zu klein gewesen wäre.

Nach einem Stehcafé, das einem ersten Kennenlernen diente, stand zunächst ein inhaltlich-theologischer Austausch auf dem Programm. Dieser war der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD gewidmet, in welcher neben Evangelischen und Konfessionslosen erstmals auch Katholiken auf ihr Verhältnis zu Kirche und Religion befragt wurden. In drei Kurzvorträgen nahmen Prof. Dr. Sonja Keller (Praktische Theologie, Neuendettelsau), Prof. Dr. Ulrich Kropač (Didaktik der Religionslehre, Katechetik und Religionspädagogik, Eichstätt) und Prof. Dr. Martin Kirschner (Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart, Eichstätt) aus ihrer jeweiligen Fachperspektive zu den Ergebnissen der Untersuchung Stellung. Dabei gab Keller zunächst einen Überblick über Anlage und die wichtigsten Ergebnisse der Studie, formulierte dann aber auch kritische Anfragen, die etwa die darin vorgenommene Korrelation von christlicher Religiosität und Kirchlichkeit betrafen. Sodann nahm Kropač die Folgen der Untersuchung für den Religionsunterricht in den Blick. Vor dem Hintergrund der in der Studie sichtbar werdenden zunehmenden Entkirchlichung der Bevölkerung plädierte er für ein religionskundliches Modell des Religionsunterrichts, das sich nicht an konfessionellen Spezifika oder dem Ziel der Glaubensverantwortung orientiert, sondern die grundlegende philosophische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler sowie deren Sprachfähigkeit in Bezug auf religiöse Themen ins Zentrum rückt. Kirschner schließlich setzte sich kritisch mit der Fokussierung der Studie auf Zahlen und die Institution Kirche auseinander. Demgegenüber stellte er heraus, dass der eigentliche Fokus der Theologie nicht auf der Kirche, sondern auf dem Glauben und der Reich-Gottes-Botschaft liegen solle, die vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krisen als Ressourcen stark zu machen seien. Eine von Prof. Dr. Katharina Karl moderierte Podiumsdiskussion bot Gelegenheit, die vorgetragenen Thesen zu vertiefen und in einen kritischen Austausch zu treten.

Im Anschluss an das Mittagessen im Priesterseminar teilten sich Lehrende und Studierende in zwei Gruppen auf. Während die Studierenden das sonnige Wetter für einen gemeinsamen Spaziergang mit Picknick auf dem Frauenberg nutzten, stand bei den Lehrenden zunächst ein Austausch über die aktuelle Situation der jeweiligen Fakultäten und Ausbildungseinrichtungen auf der Agenda. Anschließend bestand die Möglichkeit, bei drei Stadtspaziergängen Eichstätt etwas näher kennenzulernen. So besuchte eine Gruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Bernward Schmidt die Hofgartenbibliothek und erhielt einen Einblick in den dortigen Bestand an spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften. Eine von Prof. Dr. Markus Riedenauer angeführte Gruppe stattete der ehemals von Kapuzinern betreuten Kirche Heilig Kreuz einen Besuch ab, in welcher sich eine detailgetreue Nachbildung des Heiligen Grabes in Jerusalem aus dem 12. Jahrhundert befindet. Dabei gab Prof. Dr. Rafael Rieger, der die Gruppe ebenfalls begleitete, Einblicke in das Wirken des Architekten Karljosef Schattner und die Geschichte des Kapuzinerklosters. Auch bei den Lehrenden gab es die Option, das schöne Wetter zu nutzen und zusammen mit Prof. Dr. Benjamin Dahlke eine Wanderung rund um Eichstätt zu unternehmen.

Ab 17 Uhr kamen Lehrende und Studierende noch einmal zusammen, um gemeinsam ein ökumenisches Abendlob zu feiern. Der unter anderem von Studierenden der Theologischen Fakultät in Eichstätt feierlich gestaltete Gottesdienst wurde von Prof. Dr. Jürgen Bärsch und Dr. Janning Hoenen, Studierendenpfarrer an der Augustana-Hochschule, geleitet. Beschlossen wurde der überaus reiche Tag durch ein gemeinsames Abendessen im Priesterseminar, das noch einmal Gelegenheit zum Austausch bot. Die gemeinsam verbrachte Zeit ließ das geschwisterliche ökumenische Miteinander der beiden Fakultäten spürbar werden. Schon jetzt wächst die Vorfreude auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr – dann wieder in Neuendettelsau.