Lehrstuhlvertretung für Philosophische Grundfragen der Theologie: Prof. Dr. Dr. Michael Rasche

Seit dem Wintersemester 2015/2016 vertritt der Philosoph an der Theologischen Fakultät der KU sein Fach in Lehre und Forschung . Im Gespräch mit Dr. Florian Kluger stellt er sich vor:

Herr Rasche, Sie sind Jahrgang 1974 und kommen aus Mülheim an der Ruhr. Nach dem Studium in Bochum und Rom haben sie sowohl in Theologie als auch in Philosophie promoviert. Seit dem letzten Wintersemester vertreten Sie den Lehrstuhl für Philosophische Grundfragen in Eichstätt: Was gefällt Ihnen an der Theologischen Fakultät und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt?

Es ist eine sehr familiäre Universität. Ich bin jetzt seit Anfang 2012 in Eichstätt, als Habilitand am Lehrstuhl für Philosophie der Philosophisch-Pädagogischen Fakultät. Natürlich sind Stadt und Universität kleiner als meine bisherigen Studien- und Wohnorte, aber das muss kein Nachteil sein: das Familiäre und Überschaubare hat seinen Reiz. Gerade im alltäglichen Lehrbetrieb hat es große Vorteile, die Studenten besser kennenlernen zu können.

Was möchten Sie - neben dem inhaltlichen Curriculum- den Studierenden vermitteln?

In erster Linie geht es mir darum, den Studierenden nahezubringen, was Philosophie im Kern ist: Denken. Denken verstanden als Staunen, Hinterfragen, Begründen, Entwickeln. Dieses Denken hat seit seinen Anfängen in Griechenland eine faszinierende und abwechslungsreiche Geschichte hinter sich gebracht. Diese Geschichte möchte ich den Studierenden einerseits nahebringen als eine vergangene Geschichte, ohne die die Theologie als solche nicht denkbar wäre, andererseits aber auch als eine Geschichte, die weitergeschrieben werden muss, auch in der Theologie.
Ich weiß, dass die Philosophie nicht bei allen Studierenden beliebt ist. Trotzdem ist sie notwendig. Wenn die Theologie als Reflexion des christlichen Glaubens erst einmal wirklich verstanden und dann weiterentwickelt werden soll, dann geschieht dies zusammen mit der Philosophie. Das heißt nicht, dass die Theologie sich - in der Umkehrung historischer Verhältnisse - als "Magd der Philosophie" begreifen muss. Aber insofern die Theologie den Anspruch rationaler Begründung erfüllen will, ist sie auf die Philosophie als der Erläuterung der Rationalität angewiesen: auf das "Denken". Wenn die Studierenden diesen in der Philosophie beschriebenen Weg des Denkens in der Theologie mit- und auch weitergehen können,  sie nicht nur die historischen Zusammenhänge begreifen, sondern mittels der Philosophie in der Lage sind, die Theologie weiterzuentwickeln, dann würde das dem Anspruch gerecht, den ich mit meinem Fach verbinde.

Woran forschen Sie momentan?

Zur Zeit stecke ich in den letzten Zügen meiner Habilitationsschrift. In ihr geht es um das Verhältnis von Rhetorik und Philosophie. Die Rhetorik ist ja zur gleichen Zeit wie die Philosophie in Griechenland entstanden. Einerseits besaß die Rhetorik eine wahrhaft gigantische Wirkungsgeschichte, die uns heute normalerweise nicht bewusst ist, anderseits wurde sie zumeist von der Philosophie aus ihrem Diskurs verbannt. Ich versuche diese Geschichte von Rhetorik und Philosophie als eine gemeinsame Geschichte nachzuzeichnen, diese beiden Disziplinen auf ihre gemeinsame Fragestellung hin auszulegen und davon ausgehend zu fragen, welche Rolle die Rhetorik im heutigen philosophischen Diskurs spielen kann und soll. Es ist ein sehr spannendes Thema, das an das Grundverständnis der Philosophie rührt, nämlich an die Frage, wie die Philosophie sich zu ihrer eigenen Sprachlichkeit verhält.

Was machen Sie jenseits der Theologie und der Philosophie noch gerne?

Neben einem in meinem Beruf wohl wenig überraschenden grundsätzlichen Interesse am Lesen, gibt es da noch etwas anderes, das die letzten Reste der Freizeit in Beschlag nimmt: der Fußball. Zwar nicht aktiv, aber zumindest passiv betrieben im Schauen aller möglichen Fußballspiele, auch historischer Spiele. Eine besondere Rolle spielt natürlich mein Leib- und Magenverein Borussia Mönchengladbach, den ich hier in Bayern natürlich aufgrund der räumlichen Entfernung nicht mehr so oft live im Stadion sehen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!