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Nachruf auf Prof. em. Dr. Ernst Reiter

Die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt trauert um Prof. Dr. Ernst Reiter, der von 1968 bis 1991 als Professor für Mittlere und Neue Kirchen­geschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule und später der Theologi­schen Fakultät forschte und lehrte. Am 12. Januar 2025 ist Ernst Reiter im gesegneten Alter von 99 Jahren verstorben.

Ernst Reiter, geboren am 5. Januar 1926 im mittelfränkischen Hilpoltstein, wurde 1953 zum Priester geweiht und wirkte nach einigen Jahren als Kooperator in Monheim als Direk­tor des Bischöflichen Knabenseminars St. Wunibald in Eichstätt, von 1958 bis 1960 als Archivar des Ordinariatsarchivs und zugleich als Religionslehrer am Humanistischen Gym­nasium Eichstätt. Von 1960 an war er zur Erstellung einer Dissertation bei Hubert Jedin an der Universität Bonn beurlaubt. Das Thema der 1963 eingereichten Arbeit war freilich sei­ner Heimat verpflichtet: „Martin von Schaumberg, Fürstbischof von Eichstätt (1560–1590) und die Trienter Reform“ (publiziert 1965 als Band 91/92 der Reformationsgeschichtlichen Studien und Texte). Die Katholische Reform im Bistum Eichstätt während des 15. und 16. Jahrhunderts sollte eines von Reiters Lebensthemen bleiben. Bis ins hohe Alter publizierte er dazu, noch 2015 einen Aufsatz über die Reformdekrete des Basler Konzils und die Reform des Bischofs Johann von Eych.

Wie viele Kollegen befasste sich Ernst Reiter daneben mit der Geschichte des Verhältnis­ses von Katholischer Kirche und Nationalsozialismus, insbesondere am Beispiel der Eich­stätter Philosophisch-Theologischen Hochschule. Der biographische Bezug zu diesem Thema ist unübersehbar. Reiter trug mit seinen einschlägigen Arbeiten zur Prägung eines Geschichtsbildes bei, das mittlerweile von der Forschung kritisch diskutiert wird; sein blei­bendes Verdienst besteht freilich darin, die materielle Basis für weitere Studien zur Eich­stätter Theologie in der NS-Zeit geschaffen zu haben.

Bereits kurz nach der Promotion, im Jahr 1964, übernahm Ernst Reiter die Professur für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt für vier Jahre vertretungsweise. Von 1968 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1991 forschte und lehrte er als Ordinarius für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Eichstätter (Gesamt-) Hochschule, seit 1980 der Katholischen Universität.

Dass es Ernst Reiter verstand, Wissenschaft und Kirche im Gespräch zu halten, zeigt sich in seinen vielfältigen kirchlichen Engagements: als Diözesanbeauftragter für die Ökumene bzw. Vorsitzender der Ökumenischen Kommission des Bistums Eichstätt (1968-1976), als Spiritual für die Benediktinerinnen von St. Walburg (1983-2015) sowie als Mitglied der Historikerkommission im Seligsprechungsverfahren für P. Jakob Rem SJ (ab 2010).

Im Jahr 2010 wurde Ernst Reiter eine Festschrift gewidmet, deren Titel ihn gut charakteri­siert: „Verwurzelt in Glaube und Heimat“. Die dort zu findenden vielfältigen methodischen und inhaltlichen Zugänge zur Diözesangeschichte hat Ernst Reiter in seiner wissenschaftli­chen Tätigkeit auch selbst verfolgt. Auf diese Weise hat er nicht nur wichtige Veröffentli­chungen hinterlassen, sondern auch Generationen von Studierenden geprägt.

Die Fakultät wird ihm für seine Leistungen in Forschung und Lehre ein dankbares und ehrendes Angedenken bewahren.

 

Prof. Dr. Bernward Schmidt, Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte

Prof. Dr. Katharina Karl, Dekanin der Theologischen Fakultät