Dies Theologicus: Vorstellung der neuen Doktorin Cordula Klenk.

Promotion Cordula Klenk
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Dissertation mit dem Titel "Religiöse Elternbildung. Perspektiven für Bildungsprozesse junger Eltern im Rahmen religiöser Erwachsenenbildung".

Am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ulrich Kropač wurde die Dissertation von Frau Dr. Cordula Klenk betreut. In der Laudatio am Dies theologicus wurde die Arbeit von Prof. Kropač gewürdigt:

Die Dissertation von Frau Cordula Klenk mit dem Titel "Religiöse Elternbildung. Perspektiven für Bildungsprozesse junger Eltern im Rahmen religiöser Erwachsenenbildung" gehört thematisch einem Feld zu, das in besonderer Weise eine Gelenkstelle zwischen dem ‚Außen‘ und dem ‚Innen‘ von Kirche markiert. Mit der Konzentration auf religiöse Elternbildung, und zwar im Blick auf Paare, die durch die Geburt des ersten Kindes zu Eltern werden, greift sie die lebensgeschichtlich und religiös bedeutsame Situation einer Personengruppe auf, die sich eher am Rande des kirchlichen, theologischen und religionspädagogischen Interesses zu befinden scheint. Gerade dort aber könnte das bildende Handeln der Kirche eine besondere Bedeutung erlangen!

Die Arbeit von Frau Klenk ist aus verschiedenen Gründen für die theologische und religionspädagogische Forschung wichtig und wertvoll. Vier davon möchte ich hier kurz nennen:

  1. Indem die Verfasserin junge Eltern als Zielgruppe für religiöse Bildungsprozesse ins Auge fasst, und zwar unter der Maßgabe, dass deren religiöse Kompetenz gestärkt wird, unterscheidet sie sich vom Mainstream religiöser Elternbildung, bei dem Bildungsbemühungen für Eltern darauf abgezweckt werden, dass diese ihre Kinder (besser) religiös erziehen können.
    Frau Klenk bezeichnet die Geburt eines Kindes als ‚kritisches‘ Ereignis, wobei sie dabei den ursprünglichen Wortsinn zugrunde legt, nämlich ‚Scheidung‘, ‚Wahl‘, ‚Entscheidung‘. Die Krisiserfahrung einer Geburt kann (junge) Eltern in neuer Eindringlichkeit vor die Gottesfrage stellen, die möglicherweise seit der Jugendzeit und der Postadoleszenz weithin stillgestellt war. Religiöse Elternbildung möchte diesen Kairos aufgreifen und Eltern dabei unterstützen, eine erwachsene Religiosität auszubilden. Genau das aber ist buchstäblich ‚notwendig‘, wenn Eltern den Wunsch, ihre Kinder religiös zu erziehen, umsetzen wollen. Dieses Vorhaben scheitert nämlich oft genug an der Unsicherheit bezüglich der eigenen Religiosität bzw. an einem nicht mehr weiterentwickelten Glauben der Kinder- und Jugendzeit.
    Mit ihrem Ansatz, die Religiosität junger Eltern weiterzuentwickeln, setzt Frau Klenk im Bereich der religiösen Elternbildung einen gleichermaßen kreativen wie markanten Aspekt.
  2. Frau Klenk nimmt eine klare Ortsanweisung für die religiöse Elternbildung vor. Dadurch, dass sie diese innerhalb der religiösen Erwachsenenbildung verortet, schafft sie ihr einen adäquaten theoretischen (und praktischen) Rahmen. Religiöse Erwachsenenbildung besitzt eine klare Formierung aufgrund kirchlicher Dokumente, und sie steht als Feld der Religionspädagogik unter einem wissenschaftlichen Anspruch. Aufgrund ihrer Vermittlungsfunktion zwischen Kirche und Welt, Gemeinde und profanen Lebenswelten vermag sie einen Raum aufzutun, der der Situation junger Eltern und deren religiösen Bedürfnissen gerecht wird.
  3. Eine Begriffskombination wie ‚religiöse Elternbildung‘ besitzt eine gleichsam natürliche Drift zur Mehrdeutigkeit. Meint ‚religiös‘ so viel wie ‚christlich‘ oder gar ‚kirchlich‘? Wie weit ist der Elternbegriff auszudehnen? Gerade im kirchlichen Bereich ist der Elternbegriff unterbelichtet: Hier wird häufig unmittelbar auf Ehe und Familie verwiesen, was nur einen Teil der gesellschaftlichen Realität spiegelt. Der Elternbegriff macht zudem zu wenig transparent, dass Elternsein sich als Muttersein und Vatersein entfaltet. Diese differenten Perspektiven werden im Elternbegriff häufig überspielt. Und was überhaupt meint Bildung, wenn von Elternbildung die Rede ist? Hier handelt es sich um einen ‚Megabegriff‘ in gesellschaftlichen Debatten.
    Die Qualität der vorgelegten Dissertation wird ganz wesentlich davon bestimmt, dass Frau Klenk in die jeweiligen Problemfelder tieft eindringt, differente Positionen identifiziert und sich schließlich in den anstehenden Fragen selbst erkennbar positioniert.
  4. Ihre Ergebnisse fasst Frau Klenk am Ende ihrer Arbeit in zehn Eckpunkten zusammen. Es darf davon ausgegangen werden, dass dieses ‚Eckpunktepapier‘ in zukünftigen Diskussionen um religiöse Elternbildung buchstäblich maß-gebenden Charakter haben wird.

Insgesamt stellt die Arbeit von Frau Klenk eine substantielle wissenschaftliche Leistung dar, die den religionspädagogischen Diskurs um religiöse Elternbildung um einen fundierten, weiterführenden Beitrag bereichert, der in der Fachwelt sicherlich mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden wird.