Tod in der Schule: Wenn alle überfordert sind, muss der Religionslehrer ran.

Porträt Helmut Enzensberger
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Gastvortrag von Herrn Helmut Enzenberger (Referent für Schulpastoral der Diözese Eichstätt und Krisenseelsorger) im Rahmen der Vorlesung „Religionspädagogisches und pastorales Handeln in der Schule. Zeitdiagnostische, praktische und wissenschaftstheoretische Aspekte“.

Eine Situation, wie sie sich keiner wünscht, die aber in jeder Schule ganz unvermittelt eintreten kann: Am Montagmorgen erfährt das Lehrerkollegium, dass am Wochenende ein Schüler tödlich verunglückt ist. Plötzlich stehen viele Fragen im Raum: wer überbringt der Klasse des Schülers die tragische Nachricht? Gibt es weitere betroffene Schüler, Lehrer oder Schulangehörige, die benachrichtigt werden müssen? Welche Informationen sind weiter zu geben? Wie sind die weiteren Schulstunden an diesem Tag zu gestalten und welche Möglichkeiten gibt es, den Schmerz der Schüler und Lehrer aufzufangen und ihrer Trauer auch Ausdruck zu verleihen?

„Mach’ Du mal!“ Diesen Auftrag hören dann schnell die Religionslehrerin oder der Religionslehrer, da die Überforderung mit dieser Situation für viele zu groß ist und man Religionslehrern am ehesten zutraut, damit umgehen zu können. Für diesen Fall gab Helmut Enzenberger, Krisenseelsorger der Diözese Eichstätt, den zukünftigen Religionslehrerinnen und -lehrern eine interessante und aufschlussreiche Einführung, wie an Schulen in der Situation eines Todesfalls reagiert und gehandelt werden kann. „Denn der Tod macht auch vor der Schule nicht Halt“, so Enzenberger.

Anschaulich dargestellt durch viele Beispiele aus der Praxis, lernten die Studentinnen und Studenten das Angebot der KiS (Krisenseelsorge im Schulbereich) kennen und erhielten einen Einblick in die Arbeit eines SIKIT (schulinternen Kriseninterventionsteams), das es eigentlich an jeder Schule geben sollte. Ganz praktische Handlungshilfen gab Herr Enzenberger, indem er beschrieb, wie ein Trauergespräch mit einer Klasse verlaufen kann, aber auch, wie wichtig die persönliche Vorbereitung des Lehrers ist, bevor er sich in diese schwere und herausfordernde Situation begibt.

Auch eine Bandbreite an Handlungsbeispielen für die sogenannte Schleusenzeit (die Zeit zwischen Eintritt des Todes und der Beerdigung), gab er den Studierenden mit auf den Weg. Die Errichtung einer Trauerwand oder eines Trauertischs, die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung einer Andacht oder auch gemeinsames Fußballspielen als Gelegenheit, aufgestauten Gefühlen Luft zu verschaffen, sind nur einige von vielen Möglichkeiten, die in dieser Situation denkbar sind.

Dabei betonte der Referent, wie wichtig es ist, auf die individuelle Situation der Schule vor Ort einzugehen und sich viele Möglichkeiten auch fast von selbst ergeben. Das große Interesse seitens der Studierenden zeigte, dass die Sensibilisierung für dieses schwierige, gleichwohl überaus wichtige Thema durch das anregende Expertengespräch gelungen ist und jeder um die Möglichkeit weiß, sich bei einem Todesfall in der Schule an die KiS wenden zu können, die in diesen Situationen den Schulen mit Rat und Tat zur Seite steht, aber auch im Vorfeld Fortbildungen und „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbietet.