Soziale Arbeit an den Grenzen Europas: Exkursion von Studierenden in die Ukraine

„Soziale Arbeit an den Grenzen Europas“ war das Oberthema einer siebentägigen Exkursion von elf Studierenden der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, nach Lviv (Lemberg) in der Ukraine. Grenzerfahrungen gab es zum einen im wörtlichen Sinn bereits bei der 30-stündigen Anreise an der ungarisch-ukrainischen Grenze, an der das Ende des Schengen-Raumes real wurde: Ein Mitglied der Gruppe musste wegen eines abgelaufenen Reisepasses umkehren, eine Studentin musste den Zug verlassen, weil sie als kroatische Staatsbürgerin kein gültiges Visum für die Ukraine hatte. Allerdings hatte sie vor Reiseantritt von ihrer Botschaft die Auskunft erhalten, dass ab diesem Sommer keines mehr benötigt werde.

Grenzerfahrungen gab es jedoch auch in fachlicher Hinsicht: Bis zu vier Millionen Ukrainer arbeiten teils illegal im Ausland, weil sie in ihrer Heimat keine berufliche Perspektive haben; viele sind in Südeuropa in der Altenpflege tätig. Häufig sind Eltern über Jahre dadurch von ihren Kindern getrennt, Paare leben nur noch auf dem Papier zusammen und die Großeltern müssen die Enkelkinder erziehen. Oftmals versuchen die Zurückgebliebenen mit Alkohol, Drogen und Gewalt die Situation zu verkraften. Auch eine Reintegration erfordert von allen Seiten viel Geduld und Toleranz. Die Herausforderungen für die Soziale Arbeit sind dadurch sehr vielfältig. „Beim Referat an der Uni war es noch abstrakt, aber die Realität zu sehen war viel krasser“, so Katharina Kastl, die im vierten Semester Soziale Arbeit studiert.

Die Eichstätter Gruppe, deren Aufenthalt von Mitarbeitern der Migrationskommission der Griechisch-Katholischen Kirche in der Ukraine organisiert wurde, besuchte unter anderem eine staatliche Behörde, die Auswanderungswillige berät, eine Nichtregierungsorganisation, die sich darum bemüht, den Kontakt zwischen den Kindern in der Ukraine und den Eltern im Ausland zu verbessern, sowie eine Anlaufstelle für zur Prostitution gezwungene Frauen und ein Haus der Jesuiten, das Flüchtlinge auf ihrer Durchreise durch die Ukraine aufnimmt. Den Abschluss der Exkursion bildete eine gemeinsame Tagung zum Thema „Social challenges of migration for Ukrainians“ an der Ukrainisch-Katholischen Universität (UCU) in Lviv (Lemberg), an der auch Studenten und Professoren der Staatlichen Universität Lemberg und der KU teilnahmen.

Den Anstoß für die Exkursion gab Gerhard Rott, der als Lehrbeauftragter an der KU im Rahmen des Studienschwerpunkts „Internationale/Interkulturelle Soziale Arbeit“ seine beruflichen Kenntnisse und Verbindungen einbringt. Zusammen mit Prof. Ulrich Bartosch, dem Verantwortlichen für den Studienschwerpunkt, begleitete er die Studierenden auf dieser Reise. Hryhoriy Seleshchuk, Kommissionsvorsitzender, hatte bereits im Dezember an der KU einen Vortrag zum Thema Migration gehalten; im Mai war Dr. Christian Müller, im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz mit Fragen der Migration befasst, nach Eichstätt zu einem Seminar gekommen, um die Studenten auf die Exkursion vorzubereiten.

Gefördert wurde diese Exkursion vom Bischöflichen Hilfswerk Renovabis, dem Förderkreis der Fakultät für Soziale Arbeit, der LIGA-Bank, der Eichstätter Universitätsgesellschaft und der Universitätsstiftung, sowie einer Privatspende.

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