Bürgerschaft und Forschende im Dialog beim Zukunftsforum

Unter dem Motto „Stadt.Land.Morgen“ konnten Bürgerinnnen und Bürger beim gemeinsamen Zukunfsforum von KU und Technischer Hochschule Ingolstadt Szenarien für eine lebenswerte Zukunft kennenlernen. Die KU präsentierte eine ganze Reihe an Zukunftsprojekten für die Region. Organisiert wurde das Zukunftsforum vom hochschulübergreifenden Projekt „Mensch in Bewegung“.

So gestaltete Anna Peitz, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Bildung für Nachhaltige Entwicklung, gemeinsam mit Stefan Eisenmann (Stadtwerke Pfaffenhofen) einen Workshop zum Energieverbrauch. Dabei rückte in den Blick, wo sich „Hürden im Kopf“ auftun, die ein nachhaltiges, energieschonendes Verhalten verhindern. Abhilfe schufen dann ganz konkrete, einfach umsetzbare Handlungsempfehlungen, die die Wissenschaftlerin gemeinsam mit dem Praxisexperten Eisenmann mit auf den Weg gab.

Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette und Johanna Jetschni
Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette (rechts) und Johanna Jetschni

Als Universität mit einem starken Nachhaltigkeitsfokus ist die KU auch im Bürgerwissenschaften-Projekt BAYSICS aktiv. Dabei handelt es sich um ein Klimaforschungsprojekt, das Bürgerschaft, Schulen und Wissenschaft zusammenbringt, um die Auswirkungen des Klimawandels in Bayern zu erforschen. Aktives Mitmachen ist hier ausdrücklich erwünscht. Wie das möglich ist, zeigten Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette und Johanna Jetschni. Sie stellten den Interessierten den von ihnen entwickelten Pollenflugkalender vor und zeigten, wie per Smartphoneapp relevante Daten zu Erforschung des Klimwandels eingetragen werden können. Auf großes Interesse stieß die Vorstellung des auf der BAYSICY-Website neu eingeführten Tools „NatureExplorer“ mit dessen Hilfe Interessierte selbst forschend tätig werden können. Jetschni zeigte sich zufrieden mit der Resonanz; die Mitarbeit in einem Projekt, an dem Bürgerinnen und Bürger zu einem zentralen Zukunftsthema beitragen könnten, empfindet sie als motivierend und wichtige Aufgabe ihres Fachbereichs.

Ein anderes, zukunftsweisendes Handlungsfeld konnten Interessierte beim Workshop „Robotik in der Pflege“ kennenlernen, der besonders das Fachpublikum im Bereich Pflege ansprach. Ein Team um Prof. Dr. Inge Eberl stellte die Projekte „REsPonSe“ und „MobiStaR“ vor, die sich mit dem Einsatz, den Chancen und Risiken robotischer Assistenzsysteme in der Pflege auseinandersetzen und sie wissenschaftlich evaluieren – Zeit und Raum also für das interessierte Publikum, mit den WissenschaftlerInnen die eigenen Fragen, Bedenken, aber auch Hoffnungen zu erörtern und damit auch Impulse für die weitere Beforschung technologiebasierter Anwendungen aus der Praxis zu geben.

Merge Cube
Ein Beispiel für den Einsatz von Augmented Reality im Schulunterricht: Der Merge Cube ermöglicht es, Objekte virtuell in der Hand zu halten und dreidimensional zu erkunden - vom Dinosaurier bis zum Sonnensystem.

Während die Robotik-Forschungsprojekte aufzeigten, welchen Beitrag die Forschung der KU zur kritischen und ethisch reflektierten Auseinandersetzung mit neuen Technologien leistet, setzte das ebenfalls ausgestellte iLab der KU an einer anderen Stelle an. Gleich mehrere Stationen des Lern-Lehr-Labors rund um die Themen Technik- und Naturwissenschaften konnten beim Zukunftsforum entdeckt und ausprobiert werden. Was auf den ersten Blick wie ein Science Center in Miniatur mit Hands-On-Stationen aussieht, erschließt sich als viel mehr: Nicht nur konnten Kinder, Jugendliche und Erwachsenen mittels Lego Spikes Programmieren lernen; mit dem Augmented-Reality-Ansatz das Anatomie-T-Shirt „Virtuali Tee“ Einblicke in die Anatomie des menschlichen Körpers gewinnen oder über Merge Cubes das Sonnensystem und Dinosaurier in den eigenen Händen halten, Lehrende erhielten an den Stationen umfangreiches didaktisches Material und Anwendungsszenarien für den Einsatz der vorgestellten Methoden und Tools im Unterricht. Dr. Michael Köck und Dr. Petra Hiebl, Leiter des iLabs, betonten, dass über den praktischen Kompetenzerwerb in der Anwendung neuer Technologien hinaus, zentral sei, eine konkrete Vorstellung der digitalen Welt zu gewinnen und die eigenen Handlungsspielräume wahrzunehmen.

Um die Wirtschaft in der Region in Zukunft mit motivierten Fachkräften in Verbindung zu bringen, braucht es aktuelle Daten, verlässliche Informationen und einen engen Kontakt zwischen Schulen, Unternehmern und Kammern. Die für diesen Bedarf mit Hilfe des Innovationsfonds im Projekt Mensch in Bewegung entwickelte Berufsorientierungsplattform WiLink wurde beim Zukunftsforum durch Johannes Kellner, Mitgründer der Plattform, vorgestellt. Den Bürgerinnen wurde dabei aufgezeigt, wie im Pilotbetrieb an verschiedenen bayerischen Schulen bereits heute ein niedrigschwelliger Austausch zwischen Schulen und Akteurinnen der Berufsorientierung ermöglicht wird. „Wir besetzen mit dieser Plattform eine wichtige Nische, welche die Kommunikation zwischen den zentralen Akteuren der Berufsorientierung auf regionaler Ebene sehr vereinfacht“, so Kellner. „Im nächsten Schritt wollen wir WiLink auf weitere Regionen in Deutschland ausweiten, denn der Bedarf ist nach unseren Erfahrungen fast überall vorhanden.“

„Wie möchte ich in Zukunft in meiner Stadt leben“? und: „Wofür soll meine Stadt in der Zukunft stehen“? - zu diesen Fragen kamen Valentin Herbold (IFG Ingolstadt) und Daniel Zacher (KU) mit BürgerInnen aus der Region ins Gespräch. Die Bandbreite der Vorstellungen war groß: So soll Ingolstadt durch vielfältige und gut kommunizierte Events ein Inspirationsort sein, der die Stadtgemeinschaft aktiv stärkt und für Klimaschutz und Kinderfreundlichkeit steht. Um dies zu gewährleisten, war für viele Bürger*innen die gute Erreichbarkeit der Ingolstädter Innenstadt per ÖPNV ebenso wie durch gute Parkmöglichkeiten zentral, die letztlich auch eine Grundlage dafür darstellt, dass Leerstand vermieden und ein attraktiver Einzelhandel bestehen kann. Anhand der vor Ort entwickelten Slogans wie „die Treffpunkt-Stadt“, „die Familien-Stadt“ oder die „Chancengerechte Stadt“ oder die „Soziale Stadt“ wurde deutlich, dass die Weiterentwicklung der Innenstadt als integrativer Gemeinschaftsraum eine hohe Bedeutung für die Diskussionsteilnehmer*innen hat. Formate wie das Zukunftsforum, so die Meinung eines teilnehmenden Bürgers, trügen schon heute dazu bei, dass die Hochschulen die Funktion von Impulsgebern und Brückenbauern zwischen regionalen Transformationsprozessen und Bürgerbeteiligung einnehmen.