Ziel seines Vortrags war es, eine Gesamteinschätzung der Wirkungen der europäischen Steuerpolitik der vergangenen Jahre vorzunehmen, die die Bekämpfung der Steuervermeidung multinationaler Konzerne stark in den Vordergrund gerückt habe. „Diese Politik ist mit Blick auf empirische Befunde nur bedingt sinnvoll und sollte für die Zukunft überdacht werden“, sagte Prof. Koch.
Er betonte, dass es keine Evidenz dafür gebe, dass europäische Konzerne ihre effektive Steuerquote durch Gewinnverlagerungen in Niedrigsteuerländer signifikant senken. Das gelte besonders für Konzerne aus den großen Volkswirtschaften wie Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Gleichzeitig führten Maßnahmen gegen derartige Gestaltungen zu einer überdurchschnittlich hohen Komplexität der europäischen Steuerregelungen, die sich in einem erhöhten Steuerrisiko und einer geringeren Börsenkapitalisierung widerspiegele. Weiterhin könnten diese Regelungen neben der Bekämpfung von Steuervermeidung auch – negative – realwirtschaftliche Folgen haben. So habe die Einführung der Zinsschranke in der EU beispielsweise zu einem Rückgang von Investitionen, Wachstum und der Risikoübernahme von Unternehmen geführt.
Insgesamt lieferten Professor Kochs Forschungsergebnisse wichtige Impulse für die Diskussion zur Unternehmensbesteuerung in der Europäischen Union, wie auch von den Mitgliedern des BDI Steuerausschusses betont wurde.