Virtuelles Feedback: Ausgezeichnete Forschungsarbeit zur digitalen Kommunikation

Während der Corona-Pandemie ist die Zeit im Homeoffice angestiegen – und damit auch die Häufigkeit des virtuell kommunizierten Feedbacks: Welche Auswirkungen es mit sich bringt, wenn Arbeitnehmende Lob oder Kritik via Videokonferenz, Mail oder Telefon erhalten, hat Luisa Koloch in einer Literaturanalyse untersucht und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an Prof. Dr. Max Ringlstetters Lehrstuhl für ABWL, Organisation und Personal an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Für ihre Arbeit wurde sie nun sogar bei der „International Conference Information Systems 2023“ in Lissabon mit dem Outstanding Paper Award ausgezeichnet.

In Zusammenarbeit mit ihren Co-Autoren Prof. Dr. Paul Goldmann von der Westsächsischen Hochschule Zwickau und Dr. Björn Schäfer von der Universität Bozen analysierte Koloch 89 akademische Artikel im Forschungsfeld des virtuell kommunizierten Feedbacks. Diese wählte sie zuvor aus tausenden wissenschaftlichen Arbeiten aus: „Dieses Thema wurde bereits vielfältig untersucht, da die Relevanz des virtuellen Feedbacks nicht erst mit der Corona-Pandemie aufgekommen ist.“ Es rückte bereits Anfang des 21. Jahrhunderts mit dem digitalen Fortschritt der Kommunikationstechnologien in den Fokus der Wissenschaft. „Vor allem in den vergangenen Jahren hat sich das Forschungsfeld stark weiterentwickelt: zum einen durch den voranschreitenden technologischen Fortschritt bei der virtuellen Kommunikation, zum anderen durch die Pandemie und die Möglichkeit der flexiblen Arbeitsplatzgestaltung, welche das Thema zusätzlich angeregt hatte.“


Aus der Beschäftigung mit den bereits vorhandenen wissenschaftlichen Arbeiten rund um virtuelles Feedback konnte Koloch Handlungsempfehlungen für Vorgesetzte und Mitarbeitende, die digital Rückmeldung geben möchten, ableiten: Grundsätzlich braucht es einen passenden Kanal, der auf die Bedürfnisse der Kommunikation abgestimmt ist. „Während im direkten Kontakt nonverbale Reaktionen wahrnehmbar sind, fehlt uns diese Resonanz über die digitale Ferne.“ Somit empfehlen sich beispielsweise Videokonferenzen, wenn nonverbale Kommunikation beim Äußern des Lobs oder der Kritik sehr entscheidend ist, um Missverständnisse zu vermeiden und die gewünschten Effekte des virtuellen Feedbacks zu erzielen – ist diese nonverbale Kommunikation eher nebensächlich, bieten sich E-Mails an.  Aufgrund der räumlichen Distanz zu Teamkollegen ist es außerdem umso wichtiger, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, um virtuelles Feedback objektiv und konstruktiv zu kommunizieren. Zudem sollte virtuelles Feedback häufig, konkret und zeitnah kommuniziert werden: „Die Literatur zeigt, dass virtuelles Feedback deutlich weniger häufig und weniger zügig vermittelt wird als im direkten Kontakt.“ Das könne zu Missverständnissen führen. Eine zeitnahe Rückmeldung bietet nach Kolochs Erkenntnissen dabei die Möglichkeit, Informationen schnell zu verarbeiten und das Verhalten anzupassen.


Doch die Übersicht über Handlungsempfehlungen ist nicht der einzige Mehrwert, den Koloch und ihre Co-Autoren mit dieser Literaturstudie bieten: Sie schaffen zusätzlich einen Forschungsüberblick für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich zukünftig mit virtuellem Feedback auseinandersetzen möchten. „Wir konnten klar identifizieren, welche Felder dieses Forschungsstrangs untersucht wurden und welche von hoher Relevanz für zukünftige Untersuchungen sind. Bisher ließ sich das aufgrund der vielfältigen und unstrukturierten Masse an Forschung nicht überblicken: Viel wurde zu den Effekten des virtuellen Feedbacks im Teamkontext geforscht, jedoch wurde die individuelle Verarbeitung des virtuellen Feedbacks zum Beispiel vernachlässigt.“ Um diese konkrete Lücke zu füllen, beschäftigt sich Koloch nun in einer weiteren experimentellen Studie damit. Diese wird, wie auch die ausgezeichnete Forschungsarbeit „Virtual Feedback, A Powerful Lever in Teams: A Systematic Literature Review“, Teil ihrer Dissertation sein.