Nachrichten der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät

Eigenständiges und Widerständiges

Wissenschaftliche Tagung zum Schreiben Marieluise Fleißers in Ingolstadt am 10./11. Oktober 2024

Am Donnerstag und Freitag, den 10. und 11. Oktober 2024, findet in Ingolstadt eine öffentliche, literaturwissenschaftliche Tagung zum Werk Marieluise Fleißers statt. Die Heimatstadt der 1901 dort geborenen Schriftstellerin hat anlässlich des Gedenkjahrs zu ihrem 50. Todestag bereits das gesamte Jahr über mit verschiedenen Veranstaltungen an Fleißer erinnert und ihr Werk aus verschiedenen Perspektiven präsentiert. Mit der Tagung soll nun auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fleißers literarischem Werk ergänzt und neu belebt werden.

Das Werk Marieluise Fleißers eignet sich aus mehreren Gründen in besonderer Weise dazu: es ist inhaltlich hochaktuell und zugleich Zeitzeugnis. Marieluise Fleißer hat vor hundert Jahren debütiert. 1923 erschien ihre erste Erzählung, in einer Zeit, die von den Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges, von einer Wirtschaftskrise, von der Hyperinflation und verbreiteter Armut in der Gesellschaft geprägt war. Davon zeugt auch ihr Werk, das inmitten dieser Zeit und im Ingolstädter Milieu beheimatet Konstellationen von Macht und Ohnmacht, von gesellschaftlichen Normen und Tabus inszeniert – meist ausgehend von der Lebensrealität junger Frauenfiguren.

Fleißer
© Brigitte Friedrich, Köln Die Schriftstellerin Marieluise Fleißer (1901-1974)

Marieluise Fleißer schreibt in stilistisch innovativer Weise, für die sie viel Anerkennung unter Kollegen und Kritikern, aber wenig Erfolg beim Massenpublikum geerntet hat. In den letzten fünfzig Jahren wurden von der Forschung bereits wichtige Dimensionen ihres Schreibens erfasst. Einiges ist dabei noch unbeleuchtet geblieben. Diesen Leerstellen hat sich die Tagung verschrieben, die nach dem Eigenständigen und dem Widerständigen im Schreiben der 1974 verstorbenen Schriftstellerin sucht – und fragt: Welche Positionen nimmt sie in öffentlichen, in literaturwissenschaftlichen, in ästhetischen Fragestellungen ein? Wie positioniert sie sich als weibliche Schriftstellerin in ihrer Zeit? Wie greift sie die Themen und Schreibweisen der Literatur der Weimarer Republik auf? Diese und weitere Fragen werden LiteraturwissenschaftlerInnen aus ganz Deutschland und der Schweiz diskutieren und dabei jeweils eigene Schwerpunkte setzen und Kontexte herstellen. Es wird unter anderem um Geschlechterkonstellationen gehen, um Fleißers literarisches Ingolstadt und um ethisches Erzählen.

Mit einem Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Ulrike Vedder (Berlin) beginnt die Tagung am Donnerstag um 18 Uhr in der Kurfürstlichen Reitschule (VHS Ingolstadt, Hallstraße 5 und findet am Freitag von 8.30 Uhr bis 16 Uhr statt. Die Tagung ist öffentlich und bietet Gelegenheit, das vielschichtige Werk Fleißers aus literaturwissenschaftlicher Sicht kennenzulernen und mit jungen sowie etablierten LiteraturwissenschaftlerInnen ins Gespräch zu kommen.

Das Tagungsprogramm finden Sie hier