Mittwoch, 27.7. 2022, 18 Uhr: Letzte Semesterwoche und ein hochsommerlicher Abend an der KU, der Holzersaal der Sommerresidenz füllt sich mit vielen Gästen, die sich zu den doppelten Antrittsvorlesungen in der Germanistik versammelt haben. Der fakultären und universitären Öffentlichkeit wollten sich eigentlich die neuen Inhaberinnen der beiden alt- und neugermanistischen Lehrstühle vorstellen. Eine kurzfristige Covid-Erkrankung der Neugermanistin Prof. Dr. Friederike Reents macht aus dem Duett nun zwangsläufig ein Solo der germanistischen Mediävistin Prof. Dr. Caroline Emmelius.
Der Dekan Sebastian Kürschner stellt in seiner Begrüßung die germanistische Mediävistik in den Kontext der germanistischen Nachbarfächer, vor allem der Sprach- und Neueren Literaturwissenschaft. Er stellt die wichtigsten Stationen des akademischen Lebenslaufs von Caroline Emmelius vor und würdigt ihre Forschungsschwerpunkte, zu denen mittelalterliche Vorstellungen von Geselligkeit, das Verhältnis von Recht und Literatur und vor allem die geistliche Literatur des Mittelalters, mystische Texte, sowie Viten, Offenbarungen und Legenden gehören.
Die Antrittsvorlesung von Prof. Emmelius gilt Heiligenbüchlein und damit einem besonderen Buchtypus des späten Mittelalters, der besonders von den weiblichen Bettelorden genutzt wird. Im Zentrum steht jeweils eine einzelne Heiligenfigur. Neben der Vita des oder der Heiligen enthalten die Büchlein Gebete, Übersetzungen liturgischer Gesänge und z.B. Predigten zum Heiligenfesttag. Die Textzusammenstellung, aber auch die beigegebenen Illustrationen verdeutlichen, dass die Büchlein der intensiven Verehrung der Heiligen in Gebet und Meditation dienten. Abschließend weist Prof. Emmelius darauf hin, dass sich auch im Eichstätter Frauenkonvent St. Walburg ein solches Büchlein zu Ehren der Hl. Walburga befindet, das die genauere Erforschung lohnen würde.
Gerahmt wird die Veranstaltung von zwei Musikstudenten der KU, die vierhändig am Flügel spielen: David Nassor und Morgan Zearott. Ihre Interpretationen der Stücke von Debussy, Beethoven und Dvorak erhalten ebenso wie die Vorlesung begeisterten Applaus und entlassen das Publikum beschwingt in den anschließenden Stehempfang vor der Sommerresidenz.