Anhaltende Trauer: Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten

Online-Informationsvortrag von Professor Dr. Rita Rosner (Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie an der KU)

In der ICD-11, dem internationalen Klassifikationsmanual für Krankheiten der WHO, wird die Diagnose Anhaltende Trauerstörung (ATS) neu eingeführt. Da international seit vielen Jahren zum Thema pathologische Trauerprozesse geforscht wird, liegt nun ein ausreichender Kenntnisstand, sowohl zum Nutzen der neuen Diagnose als auch zur Behandlung, vor. Etwa 5 - 10% der Trauernden entwickeln eine ATS. Kennzeichen sind neben Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben, eine intensive, anhaltende Sehnsucht nach dem Verstorbenen und eine ständige gedankliche Beschäftigung mit der verstorbenen Person. Weitere erforderliche diagnostische Kriterien beschreiben intensiven emotionalen Schmerz, Traurigkeit, Schuldgefühle, eine mangelnde Akzeptanz des Verlustes sowie Schwierigkeiten, an sozialen oder anderen Aktivitäten teilzunehmen. Risikofaktoren für die Entstehung der ATS sind unter anderem die Art des Verlustes, Todesumstände und Bewältigungsprozesse. Neben der Abgrenzung zur normalen Trauer ist in der Differentialdiagnostik insbesondere die Abgrenzung zur Depression und der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) relevant. Depression, PTBS und ATS unterscheiden sich in wesentlichen Punkten, treten aber auch häufig komorbid auf.

Metaanalysen ermöglichen die Bewertung der Effektivität unterschiedlicher psychotherapeutischer aber auch pharmakologischer Interventionen. Während präventive Ansätze ebenso wenig hilfreich erscheinen wie pharmakologische, zeigen sich in aktuellen Studien hohe Effektstärken für psychotherapeutische Behandlungsansätze. Insbesondere trauerfokussierte kognitive Verhaltenstherapien (KVT) scheinen vielversprechende Behandlungsansätze zu sein.

Aktuell werden in einer großen Multicenterstudie, der PROGRID Studie, in vier deutschen Großstädten etwa 200 Personen mit ATS mit einer trauerfokussierten KVT oder einem gegenwartsakzentuierten Therapieverfahren behandelt. Weitere Informationen zur PROGRID Studie finden Sie auf unserer Website (www.trauer-therapie.de).

Der Vortrag ist kostenlos. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Für Fragen steht Ihnen Frau Dr. Anna Vogel gerne zur Verfügung (anna.vogel(at)ku.de).