Abstract:
Ziel des Vortrags ist die Rekonstruktion der für die Produktion und die Rezeption von Künstlerselbstbildnissen am Beginn der Frühen Neuzeit relevanten Denkfigur der ‚Selbstformung‘. Sie ist notwendig, weil die Forschung nach wie vor anachronistische, nämlich romantisch-frühmoderne, Denkfiguren der „Originalität“ und des unvermittelten „Selbstausdrucks“ auch auf prämoderne Bildnisse bezieht. Dementgegen möchte ich zeigen, dass das postulierte „neue Selbstbewusstsein“ infolge der von Jacob Burckhardt behaupteten „Geburt des Individuums“ im 15. Jahrhundert, die noch jüngst als Begründungsfigur für die Entstehung von Selbstbildnissen angeführt wurde, nicht der zentrale Impuls im Prozess der Gattungsgenese gewesen ist. Zentrale Denkmuster hierbei waren vielmehr die poietische ‚Selbstmodellierung‘, die in der buchstäblichen, auch händischen und prozessualen Formungstätigkeit nicht nur ihr Mittel, sondern auch ihr Ziel hat.“Der Vortrag und die anschließende Diskussion werden online via Zoom übertragen. Zur Teilnahme melden Sie sich bitte unter dekanat-slf(at)ku.de an.