Im Zentrum sollen die außenpolitischen Strukturen Roms (gemeint sind Strategien, Vorgehensweisen und Motive) in der hohen Kaiserzeit stehen. Ausgehend von einer einleitenden Sektion zur „Konstruktion von römischer Außenpolitik“ soll anhand dreier Untersuchungsräume eine Zeitspanne vom Beginn des Prinzipats bis zum Ende der Adoptivkaiserzeit beleuchtet werden. Die gewählten Fallbeispiele sind: der „Angstgegner“ Germanien, die erfolgreiche Eroberung in Dakien sowie der „starke Gegner“ Parthien.
Die hohe Kaiserzeit wurde gewählt, da die Funktionsträger des Reiches länger in Amt und Würden waren. So kann in größerem Maße auf kontinuierliches Verhalten und etablierte Strukturen in der Politik nach außen geschlossen beziehungsweise diese zumindest untersucht werden. Die drei Untersuchungsräume repräsentieren drei Perspektiven: Angstgegner wie Germanien, obwohl sich dort zunächst große Spielräume für den „Außenpolitik“ betreibenden Princeps anboten, die untere Donau als diffuses Gebiet, das einerseits latenter Krisenherd, andererseits willkommene „Ersatzlösung“ für größere Gebietsgewinne war, und zuletzt Parthien als staatlich definierbarer, berechenbarer Raum, der gleichsam einen definiten Rivalen für die römische Suprematie darstellte.
Folgende Aspekte sollen im Rahmen der Tagung in Eichstätt diskutiert werden: Im Fokus der ersten Sektion wird die Frage stehen, ob für die römische Kaiserzeit überhaupt von einer „Außenpolitik“ im neuzeitlichen Sinne gesprochen werden kann und darf. Wie war diese gestaltet – wie agierte „das Imperium“ an den verschiedenen Grenzen des Reiches in Germanien, Dakien und Parthien? Lassen sich Strategien und Parallelen oder aber Diskontinuitäten im Vorgehen der Principes ableiten? Wie stark verlief die römische Außenpolitik „sub auspiciis“ und nach individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Princeps?
Der innovative Ansatz der Tagung liegt im exemplarischen Vergleich. Ein gezielter Fokus soll hier auf der Verkettung zwischen den von Rom vorgegebenen außenpolitischen „Spielregeln“ und den regionalen Bedürfnissen in der Peripherie liegen: Wie funktioniert die Auswahl der außenpolitischen Betätigungsfelder und kann man einen Krieg eigentlich an sein Kriegsgebiet anpassen? Was wäre, wenn die Bedürfnisse der Peripherie die Politik der Zentrale in Rom stärker bedingten als bisher angenommen?