Unsichtbares und Verborgenes in der Genremalerei: Zu einigen Interieurs von Gerard ter Borch

Referent: Dr. Dominik Brabant, Stellvertr. Direktor/Leitung Forschungsabteilung, Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Die Interieurs des niederländischen Malers Gerard ter Borch (1617-1681) gelten neben jenen von Jan Vermeer als Höhepunkte der holländischen Genremalerei. Nicht nur sind sie malerisch anspruchsvolle Repräsentationen einer kultivierten Lebenswelt, sondern sie lassen sich gerade in den Darstellungen der Begegnung der Geschlechter als Inszenierungen eines petrarkistisch inspirierten Liebesmodells begreifen.
Jedoch wurde bisher der Blick noch nicht systematisch auf die raffinierten bildpoetologischen Strategien von ter Borchs Schaffens gerichtet, mit denen der Künstler konsequent neuartige Rezeptionspotentiale in die Gattung des Genrebildes eingeführt hat. Im Vortrag sollen der kalkulierte Entzug von Informationen beleuchtet sowie die von ter Borch eröffneten Räume des Ungewissen und Verborgenen ausgelotet werden. Nachdrücklicher als andere Maler lässt der Künstler sein Publikum vor den Gemälden bewusst werden, dass jeder Blickwinkel auf ein Geschehen immer auch Blindstellen hat, dass das Sehen von etwas immer nur um den Preis einer nicht zu beseitigenden Unsichtbarkeit zu haben ist. Dabei wird gefragt, welche bildtheoretischen Konsequenzen dies für die Wahrnehmungsweisen der zeitgenössischen Betrachtenden hatte - aber auch für uns, die wir seinen Werken heute in Museen und Ausstellungen begegnen oder diese aus kunsthistorischer Sicht zu deuten versuchen.

Die Teilnahme ist auch per Zoom möglich. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung per E-Mail bei der Geschäftsstelle des Lehrstuhls für Kunstgeschichte (E-Mail bitte an bettina.wolf(at)ku.de).