Wildpferde in der „naturalcultural contact zone“

Prof. Dr. Robert Pütz (Institut für Humangeographie, Goethe Universität Frankfurt/Main)

Wildlebende Pferde sind weltweit Gegenstand tiefgreifender Konflikte um den Umgang mit ihnen. Es zeigt sich, dass dahinter häufig Auseinandersetzungen über ihre „Zuordnung“ stehen: Sind Wildpferde eine invasive Art, die regionale Ökosysteme gefährdet, oder selber eine bedrohte Art, die Schutz bedarf? Sind Sie überhaupt „wild“ oder nur „verwildert“, und was bedeutet das für ihre Schutzwürdigkeit? Sind sie „Natur“ oder „Kultur“?

Am Beispiel einer Wildpferdeherde in Namibia, die noch auf die Zeit der deutschen Kolonialherrschaft zurückgeht und deren Bestand aktuell von Hyänen bedroht wird, zeichnet der Vortrag zunächst unterschiedliche Dimensionen der Konflikte um Naturschutz nach, die mit solchen Versuchen einer Zuordnung zu Natur oder Kultur einhergehen. Im zweiten Teil geht es um die Vermarktung von nordamerikanischen Wildpferden, was seit jeher Bestandteil des US-Amerikanischen Wildpferdemanagements ist. Seit wenigen Jahren werden Mustangs mit großem Aufwand auch in Deutschland vermarktet. Welche Rolle spielt hier der „wilde“ Hintergrund der Pferde für klassisch wirtschaftsgeographische Fragen von Wert und Vermarktlichung aber auch für Begegnungen mit „lebendigen Waren“?