Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten 2014

Christopher Romahn

Christopher Romahn wurde 1983 in Karlsruhe geboren und wuchs im bayerischen Pfaffing an der Attel auf. Nach dem Abitur am Gymnasium in Wasserburg am Inn sowie seinem Zivildienst als Pfleger auf der chirurgischen Station im Wasserburger Krankenhaus reiste er nach Peru. Nach einem Spanisch-Intensivkurs in der Wüstenstadt Arequipa arbeitete er im Freiwilligendienst in einem Seniorenheim und in einem Kindergarten.

Für sein Geographiestudium zog er nach Eichstätt. Die großen Exkursionen nach Syrien, Jordanien und in die Vereinigten Arabischen Emirate, ein Auslandssemester in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá und die Forschungsaktiviäten im Rahmen der Diplomarbeit im peruanischen Regenwald stellten wichtige Etappen seines Studiums dar. „Der stetige Wechsel zwischen Heimat und den unterschiedlichsten Orten der Erde lässt einen wunderbar nachdenklich werden“, sagt er. Neben dem Geographie- Studiengang hätten „Hermann Hesse und eine Reihe weiterer, real existierender Freunde und Mentoren aus dem Eichstätter Leben“ zu seiner Weiterentwicklung beigetragen. Nach Abschluss des Studiums siedelte Christopher Romahn nach Südamerika über. In Bogotá ist er seit kurzem Beauftragter für den Nachhaltigkeitsprozess bei einem deutsch-kolumbianischen Tourismusunternehmen.

Die mit dem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnete Diplomarbeit trägt den Titel: „Klimawandel und Ernährungssicherheit im Vulnerabilitäts-Kontext des peruanischen Regenwaldes. Umweltwahrnehmung am Fallbeispiel des indigenen Volkes der Asháninka“. Betreuer waren Prof. Dr. Hans Hopfinger und Dr. Frank Zirkl.

Tagtäglich hören wir in den Medien von fortschreitender Umweltzerstörung, neuen Krisen, Kriegen und Epidemien. Der Klimawandel und seine Folgen wie die Ernährungsunsicherheit gelten heute als feste Kenngrößen der von Ulrich Beck konzipierten „globalen Risikogesellschaft“ mitsamt ihren katastrophenträchtigen Gesellschafts-Umwelt-Systemen. Die Diplomarbeit versteht sich als explorative Untersuchung, die einen Überblick über die indigene Wahrnehmung von Klimaveränderungen auf lokaler Ebene geben will. Die Arbeit evaluiert die aus den Klimaveränderungen resultierenden Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit der im zentralen peruanischen Regenwald ansässigen Bevölkerung. Grundsätzlich soll die Arbeit einen Beitrag zu einer interdisziplinär-handlungsorientierten Klima- und Aktionsforschung liefern. Sie möchte einen Grundstein für die Verbreiterung der qualitativen Klimadatengrundlage in der Region legen und zu einer vertieften methodischen Reflexion aufrufen.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem historischen Hintergrund der Untersuchungsregion sowie den psychologischen Wirkungsmechanismen unterstreicht den interdisziplinären Charakter der Arbeit. Während eines dreimonatigen Aufenthalts in Peru kamen verschiedene Methoden der empirischen Sozialforschung zur Anwendung: Problem-zentriertes Experteninterview, ero-episches Gespräch, Gruppendiskussion, teilnehmende Beobachtung. Die Ergebnisse der Studie zeigen ein breites Spektrum an Auswirkungen der Klimaveränderungen. Die Interviewpartner berichten, dass in der Region seit zehn bis fünfzehn Jahren verstärkt klimatische Veränderungen wahrgenommen werden. Die Prozesse, die sich in einer veränderten jahreszeitlichen Synchronität widerspiegeln, haben Einfluss auf den täglichen und jahreszeitlichen Rhythmus der Verrichtung subsistenzwirtschaftlicher Aktivitäten. Bei bestimmten Feldarbeiten müssen nun längere Pausen eingelegt werden, um nicht der stärker gewordenen Hitze ausgesetzt zu sein. Auch deutet sich an, dass die De-Synchronisierung der Trockenund Regenzeiten im Jahresverlauf bei gleichzeitig steigenden Durchschnittstemperaturen zu einem gehäuften Auftreten von Schädlingsbefall führt und die Phänologie der Pflanzenwelt verändern kann. Extreme Wetterereignisse erschweren den physischen Zugang zu Absatzmärkten und sorgen kurzfristig für niedrigere Ernteerträge. Zudem droht die klimatische Variabilität in Kombination mit einer zunehmenden Entwaldung die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu zerstören.

Alexandra Huber

Alexandra Huber wurde 1987 in Traunstein geboren. In der Kollegstufe am Annette-Kolb-Gymnasium in Traunstein belegte sie den Leistungskurs Erdkunde und beschäftigte sich in ihrer mit dem „Carl Friedrich von Martius Umweltpreis“ ausgezeichneten Facharbeit mit der Frage, ob der Klimawandel durch menschlichen Einfluss oder natürliche Entwicklungen verursacht ist.

Nach dem Abitur begann sie ihr Geographiestudium mit den Nebenfächern BWL und VWL an der KU. „Das Studium in Eichstätt bot mir viele Möglichkeiten, mir über Nachhaltigkeit Gedanken zu machen“, sagt Alexandra Huber und zählt auf: die wissenschaftliche Beschäftigung mit Systemzusammenhängen zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft im Hauptfachstudium der physischen Geographie; praktische Erfahrungen auf Exkursionen nach Marokko und Island sowie ein Forschungsaufenthalt in Marokko; die Teilnahme am „Dialogue on Sustainability“; nachhaltigkeitsorientierte Unternehmenspraktika. Alexandra Huber arbeitete beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee, bei der Robert Bosch GmbH, bei MunichRE und bei der Allianz Climate Solutions GmbH. Seit dem Abschluss ihres Studiums, das ein Auslandsjahr in Schweden beinhaltete, arbeitet sie als Referentin für die Deutsche Umwelt- Aktion und führt umweltpädagogische Maßnahmen zum Thema Rohstoffe und Elektroschrott-Recycling in Schulen des Landkreises Berchtesgadener Land durch.

Auch bei der Themenwahl ihrer Diplomarbeit war es Alexandra Huber wichtig, einen Gedankenanstoß zum Thema Nachhaltigkeit zu liefern. Immer mehr Menschen sind im 21. Jahrhundert von schwindenden Trinkwasserressourcen bedroht. In wasserarmen Entwicklungsländern stellt die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser ein großes Problem dar. Weltweit gibt es einige aride Regionen, die zwar aufgrund ihres trockenen Klimas nur über geringe Jahresniederschlagsmengen verfügen, in denen sich aber häufig Nebel bildet und ausreichend Wind herrscht. In diesen Regionen können mit Hilfe von Kollektoren aus dem Nebel bedeutende Mengen an trinkbarem Süßwasser gewonnen werden.

Bislang wurde diesem Konzept von der Wissenschaft nur wenig Beachtung geschenkt. Die Diplomarbeit von Alexandra Huber untersucht, inwieweit die Nebelwassergewinnung nachhaltig ist. Im Fokus steht ein Fallbeispiel: das Nebelnetzprojekt auf dem Berg Boutmezguida im Südwesten Marokkos. Das Forschungsdesign folgt den theoretischen Ideen der qualitativen Evaluationsforschung. Die Basis der Untersuchung liefert die Dokumentenanalyse eines gescheiterten Nebelnetzprojekts in Chile. Leitfadeninterviews, Gruppendiskussionen und teilnehmende Beobachtung dienen dazu, das marokkanische Fallbeispielprojekt hinsichtlich des Konzepts der Nachhaltigkeit sowie der nachhaltigen Entwicklung zu analysieren. Außerdem kommen quantitative Methoden zum Einsatz.

Alexandra Huber untersucht im ersten Teil der Studie, wie ein Nebelnetzprojekt organisiert sein muss, um langfristig betrieben werden zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass das marokkanische Projekt in vielerlei Hinsicht eine nachhaltige Projektstruktur aufweist. Ein entscheidendes Erfolgskriterium ist die klar definierte Managementstruktur. Das Projekt liegt in der Verantwortlichkeit einer einzigen, lokalen NGO. Auch ist die lokale Bevölkerung von Beginn an involviert, was zu einem spürbaren Gemeinschaftssinn beiträgt.

Der zweite Teil untersucht die Auswirkungen des Nebelnetzprojekts auf die Nachhaltigkeit im Projektgebiet. Der Nachhaltigkeitsbegriff folgt den Feststellungen des Brundtland Berichts, d. h. dem Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung. Ein identifizierter Effekt auf die ökologische Nachhaltigkeit ist die Erhaltung der Biodiversität. Nachhaltige, ökonomische Aspekte ergeben sich durch den Zeitgewinn, welcher der Bevölkerung auf Grund des Wegfalls des zeitintensiven Wasserholens an den Brunnen zur Verfügung steht. Die Einwohner könnten mehr Güter herstellen. Auch wird so die Land-Stadt-Flucht eingedämmt.