Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten 2017

Michael Zörner

Michael Zörner, Geographie

In seiner mit dem Preis der Förderstiftung der Brauerei Fritz Gutmann ausgezeichneten Bachelorarbeit nimmt sich ­Michael Zörner einer der fundamentalen Herausforderungen unserer Zeit an, nämlich der Reduzierung des an Hunger leidenden Anteils der Weltbevölkerung.
Im Jahr 2015, dem Zielhorizont für die Millennium Development Goals (MDG), galten nach Angaben der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen elf Prozent der Weltbevölkerung bzw. 793 Millionen Menschen als unterernährt. Im Copenhagen Consensus 2012 räumten weltweit führende Ökonomen der Bekämpfung von Mangelernährung die oberste Priorität unter den zehn wichtigsten globalen Herausforderungen ein. Unterernährung beeinträchtigt nicht zuletzt die Fähigkeit zur Verrichtung produktiver Arbeit, wodurch weniger Einkommen erwirtschaftet und somit ein Teufelskreis der Armut ausgelöst oder verstärkt werden kann. Ernährungssicherung ist folglich eine unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung in den von Ernährungsunsicherheit betroffenen Regionen des Globalen Südens. Konsequenterweise sind die Beendigung des Hungers und die Erzielung von Ernährungssicherheit ebenfalls Bestandteil der 17 Sustainable Development Goals  (SDG) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.
Ausgehend von der Beobachtung, dass in Tansania landesweit zwar ausreichend Lebensmittel vorhanden sind, gleichzeitig aber 29 Prozent der tansanischen Haushalte als mangelernährt gelten, hat Michael Zörner das Konzept des Geographic Targeting als etabliertes Instrument für politische Programme auf privatwirtschaftliche Unternehmen übertragen. Mit Ansätzen aus der Wohlfahrts­ökonomie und der methodischen Vorgehensweise der Small Area Estimation wurde der Frage nachgegangen, wie durch eine an der Ernährungssituation orientierte räumliche Zielausrichtung des Handels mit Grundnahrungsmitteln ein möglichst großer Beitrag zur Ernährungssicherheit in Tansania geleistet werden kann und somit der Wohlfahrtseffekt der Handels­aktivitäten maximiert wird.
Im Ergebnis zeigt die Studie auf, wie sich gesellschaftlicher Wohlstand maximieren lässt, wenn Regionen in den Fokus der unternehmerischen Tätigkeit rücken, in denen die Ernährungssituation besonders prekär ist (im konkreten Fall die Region Rukwa im Westen sowie mehrere Distrikte im Süden Tansanias). Dies steht im Gegensatz zu einer rein auf ökonomische Aspekte zielenden Betrachtung, der zufolge sich ein klassisches Handelsunternehmen in Tansania wohl vornehmlich auf die besser situierten urbanen Zentren konzentrieren würde, wo sich höhere Gewinnmargen verwirklichen ließen.
Durch eine Kooperation mit einem Social Business sind die Ergebnisse der Bachelorarbeit auch von praktischem Nutzen, da dieses durch den Handel mit Grundnahrungsmitteln dem bekannten Allokationsproblem begegnen möchte.
Insgesamt überzeugt die Bachelorarbeit von Michael Zörner, neben ihrer thematischen Relevanz für eine nachhaltige Entwicklung, auch durch ihre wissenschafts­theoretisch und empirisch sehr gute Qualität und praktische Anschlussfähigkeit der Ergebnisse.
Michael Zörner wurde 1993 in Dachau geboren und hat 2012 in Markt Indersdorf sein Abitur abgelegt. Nach einem Freiwilligen Ökologischen Jahr im FAIR Handelshaus Bayern begann er 2013 sein Studium der Geographie mit Fokus Wirtschaftsgeographie und Geographische Entwicklungsforschung an der KU. Praktische Erfahrungen sammelte Zörner in der KfW Entwicklungsbank und als wissenschaftliche Hilfskraft im Fachbereich Geographie. Zudem engagierte er sich während seines Studiums im Umweltreferat der KU.
Seit dem Wintersemester 2017/2018 ist Michael Zörner im Masterstudiengang Geography and Geoinformatics mit dem Fokus auf Geographische Entwicklungsforschung und Land Systems Science an der Universität von Kopenhagen in Dänemark eingeschrieben.