Den Preis für die beste Masterarbeit der KU erhält Martha Egan. Der Titel ihrer Arbeit lautet: „Searching for Solid Ground: Examining Narratives of Flanders Fields in British WWI Poetry“ („Auf der Suche nach festem Boden: Eine Untersuchung der Narrative von Flanders Fields in der britischen Lyrik des Ersten Weltkriegs“). Betreut wurde die Abschlussarbeit von Prof. Dr. Richard Nate, Inhaber des Lehrstuhls für Englische Literaturwissenschaft und Mentor des Europastudiengangs. Die Studie beschäftigt sich mit Krisenerfahrungen und -bewältigungen britischer Soldaten im Ersten Weltkrieg sowie mit deren Nachwirkungen. Zum einen untersuchte Egan, wie Lyriker sich in ihrer „war poetry“ kritisch mit den zu ihrer Zeit gängigen kulturellen Narrativen auseinandersetzten. Zum anderen fragte sie danach, welche Bedeutung diese Auseinandersetzungen für die nachfolgende Erinnerungskultur besaßen. Hierbei richtet sich das Interesse der Forschungsarbeit auf Aktualisierungen und Neudichtungen von „war poetry“ im 20. Jahrhundert – insbesondere zur Zeit des Vietnamkriegs –, aber auch auf ritualisierte Formen des Erinnerns, etwa an dem regelmäßig begangenen Remembrance Day mit seinem auf die „Flanders Fields“ verweisenden Symbol der „red poppies“. Auch spielen Referenzen auf den Ersten Weltkrieg durch Kriegsdenkmäler und Gedenkveranstaltungen eine Rolle. Diese Formen kultureller Erinnerung lassen sich als Krisenbewältigung beziehungsweise als „Suche nach festem Boden“ charakterisieren. Der in der Arbeit verfolgte Ansatz besitzt ein deutliches Erweiterungspotenzial für vergleichende Untersuchungen zu Verarbeitungen des Ersten Weltkriegs in unterschiedlichen europäischen Gesellschaften. Wie Kriegserfahrungen durch Narrativierungen gesellschaftlich verfügbar und verhandelbar gemacht werden, erweist sich gerade vor dem Hintergrund neuer kriegerischer Auseinandersetzungen in Europa als eine hochaktuelle Fragestellung.
Martha Egan absolvierte von 2014 bis 2018 Bachelorstudien in Englischer Literaturwissenschaft und Theologie an der Franciscan University of Steubenville in den USA. Anschließend kam sie nach Eichstätt, wo sie 2019 ihr Masterstudium im Europastudiengang aufnahm. Ein Auslandssemester absolvierte sie an der Alma Mater Università in Bologna. Egan ist inzwischen wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft, wo sie sich in ihrer Forschung weiterhin mit
kriegsbedingten Krisenerfahrungen und deren Bedeutung für das kulturelle Gedächtnis in Europa befasst.
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