Mit dem Transferpreis wird die KU-Forschungsgruppe im Projekt „Sensitivität HochAlpiner Geosysteme gegenüber dem Klimawandel ab 1850“ (SEHAG) ausgezeichnet. Das DFG-Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Becht (Lehrstuhl für Physische Geographie), das im Verbund mit Forscherinnen und Forschern aus Bern, Bozen, Bremen, München, Innsbruck und Wien durchgeführt wird, hat das Ziel, Auswirkungen des Klimawandels im alpinen Raum auf Gletscher und Flüsse, die Vegetation und die Geomorphologie rückwirkend für die Zeit seit 1850 zu rekonstruieren, in der Gegenwart zu dokumentieren und für die Zeit bis 2050 zu prognostizieren. Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel für gelungenen Transfer von Grundlagenforschung, indem es zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen und zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft beiträgt, Stakeholder und Kooerationspartner aus der Praxis am Wissenschaftsprozess beteiligt und darüber hinaus die Forschungsarbeit und Ergebnisse in die breite Öffentlichkeit kommuniziert. Als Verbundprojekt bringt SEHAG Expertise verschiedener Bereiche zusammen. während sich die KU-Forscher neben der Projektkoordination auf die Untersuchung geomorphologischer Prozesse und die hotogrammetrische Analyse historischer Bilder konzentrieren, liefern die Wissenschaftler weiterer beteiligter Universitäten und Institute Beiträge etwa in den Bereichen Klimaforschung, Hydrologie oder Botanik. Zum Projekt gehört die Rekonstruktion der Veränderungen der Gletscher seit der „Kleinen Eiszeit“ um 1850. Dies geschieht nicht nur mittels vorhandener Aufzeichnungen von Daten. Zusätzlich wurden historische Fotografien gesammelt, ausgewertet und mit den Datenreihen abgeglichen. Die Fotos erhielten die Forscher aus privaten Sammlungen, kommunalen Archiven oder von Vereinen. Dieser Citizen Science Ansatz bindet die örtliche Bevölkerung und Stakeholder in den Forschungsprozess ein und bietet die Möglichkeit, das Projekt und dessen Fortschritt vor Ort bekannt zu machen.
Die Kommunikation über das Projekt geht weiter hinaus über klassische Pressearbeit, wissenschaftliche Veröffentlichungen und Präsentationen auf Tagungen. Mehrfach konnten Kamerateams die Vermessungsarbeit in den Untersuchungsgebieten begleiten. SEHAG hat der Forschung an der KU auf bisher nicht genannte Weise Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verschafft. Mediale Auftritte hatte SEHAG bereits in mehreren TV-Dokumentation (u. a. ZDF, Arte, National Geographic). Im Juli 2022 berichtete das ZDF-„heute journal“ in einem eigenen dreiminütiger Filmbeitrag über SEHAG.
Das Projektteam von „Mensch in Bewegung“ stiftet jährlich Transferpreise in den Kategorien Wissenschaftskommunikation, Wissensmanagement und Bürgerschaftliches Engagement. Damit würdigen wir KU-Angehörige, die sich in besonderer Weise für den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einsetzen.
Dr. Thomas Röbke, seit 2003 Geschäftsführer des „Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern“ und Vorsitzender des Sprecher*innenrates des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement beglückwünscht als enger Projektpartner von Mensch in Bewegung die diesjährigen Preisträgerinnen:
„Das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement in Bayern ist langjähriger Partner der KU Eichstätt. Warum: Weil wir diese Uni herausragend finden. Sie unterstützt das Bürgerschaftliche Engagement nachhaltig, zum Beispiel in der Geflüchtetenhilfe. Die sogenannte Third Mission, das Engagement der Hochschule in der Bürgergesellschaft wird ernst genommen und energisch weiterentwickelt. Das zeigen auch die drei Preisträgerinnen, die mit dem Transferpreis ausgezeichnet werden. Sie machen die Brücke zwischen Universität und Zivilgesellschaft wieder ein Stück breiter.“