Der Preis der Maximiliana Kocher-Stiftung geht an Chantel Anderson. In ihrer Masterarbeit untersuchte sie die strategische Anwendung von Emotionen in der populistischen Rhetorik von Donald J. Trump im Präsidentschaftswahlkampf 2024. Im Fokus der Analyse steht die politische Onlinekommunikation der offiziellen Wahlkampf-Website Trumps. Die dort veröffentlichten Redebeiträge formulieren die „Agenda 47“ und enthalten somit alle Wahlkampfthemen der Trump-Kampagne. Chantel Anderson analysierte, wie Trump emotionale Appelle nutzt, um das Wählerverhalten zu beeinflussen. Literatur aus der politischen Psychologie sowie Populismusforschung wurde herangezogen und ein Mixed-Methods-Ansatz – basierend auf dem „explanatory sequential design“ – angewendet, um der Frage nach der Kommunikationsstrategie von Trump auf den Grund zu gehen.
In der Analyse wurde untersucht, warum an bestimmte Emotionen appelliert wurde und wie die Häufigkeit ihres Vorkommens sich zueinander verhält. Das Resultat zeigt, dass Trump in Bezug auf die Onlinekommunikation seiner Wahlkampf-Website überwiegend von Emotionen der Enthusiasmus-Dimension Gebrauch macht. Die Forschungsliteratur geht zumeist davon aus, dass Populisten vorwiegend Wut-Appelle nutzen. Diese Verteilung ist trotz der Anwendung rechtspopulistischer Rhetorik im Fallbeispiel nicht der Fall. Durch die quantitative Analyse konnte nachgewiesen werden, dass Appelle an das Dispositionssystems (Enthusiasmus-Dimension) am häufigsten vorkamen, gefolgt von Appellen an das Aversionssystem (Wut-Dimension) und schließlich dem Überwachungssystem (Angst-Dimension). Die Beantwortung der Frage nach der Kommunikationsstrategie Trumps zeigt, dass emotionale Appelle gezielt genutzt wurden, um Anhänger zu mobilisieren, die Unterstützung von Sympathisanten zu festigen und unentschlossene Wähler zu gewinnen sowie Animosität und Angst gegenüber Out-Groups zu schüren.
Chantel Anderson absolvierte den Interdisziplinären Bachelor mit den Fächern Politikwissenschaft und Anglistik/Amerikanistik an der KU sowie das Zusatzstudium Nachhaltige Entwicklung. Im Rahmen ihres Masterstudiums Internationale Beziehungen absolvierte sie ein Auslandspraktikum am Goethe-Institut in Chicago. Berufliche Erfahrungen sammelte Chantel Anderson im Green Office der KU sowie als Werkstudentin am Graduiertenkolleg „Practicing Place“. Seit Januar 2024 ist sie ebenfalls Teil des politischen Bildungsprojekts „Einmischen!“ des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V. und leitet demokratiefördernde Workshops an Schulen.
Die Maximiliana Kocher M.A. Stiftung erinnert an die Doktorandin Maximiliana Kocher M.A., die wenige Monate vor Abschluß ihrer Promotionsschrift im Oktober 2000 in jungen Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall unverschuldet ums Leben gekommen ist. Es war die Idee und der Wunsch von Maximiliana Kocher selbst, im Falle ihres kinderlosen Todes eine Stiftung zur Förderung der Geschichtswissenschaften und junger Historikerinnen und Historiker ins Leben zu rufen. Diesem Wunsch folgend hat die Mutter die Maximiliana Kocher M.A. Stiftung errichtet. Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich der Geschichtswissenschaften, insbesondere der bayerischen Landesgeschichte. Die Stiftung fördert junge Historikerinnen und Historiker sowie Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und verleiht den Maximiliana-Kocher-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten.