Jasper Bendler, M.A.

Entwicklung rechtsnormbezogener Einstellungen im Jugendalter

Abstract: Einstellungen gegenüber rechtlichen und gesellschaftlichen Normen zählen zu den zentralen Prädiktoren für das Verständnis (jugendlicher) Delinquenz (vgl. u. a. Sutherland, 1947; Hirschi, 1969; Wikström, 2004). Dabei ist nicht nur die Betrachtung solcher Einstellungen zu einem einzelnen Zeitpunkt relevant, sondern auch deren Entwicklung über die Zeit hinweg – insbesondere dann, wenn es darum geht, langfristige Muster delinquenten Verhaltens zu erklären. Bisherige Studien fokussieren häufig auf aggregierte Veränderungen oder Durchschnittsverläufe rechtsnormbezogener Einstellungen. Demgegenüber liegen bislang nur wenige Erkenntnisse über differenzierte Entwicklungsverläufe vor. Der Vortrag greift diese Forschungslücke auf und untersucht auf Basis von Längsschnittdaten der Panelstudie Kriminalität in der modernen Stadt die Entwicklung rechtsnormbezogener Einstellungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Analysiert werden zehn Indikatorfragen mithilfe latenter Wachstumsmodelle, um potenzielle Muster individueller Veränderungen abzubilden. Im Fokus steht dabei die Frage, ob sich übergeordnete Verlaufstypen identifizieren und modellieren lassen – und welche Implikationen sich daraus für das Verständnis von Norminternalisierung ergeben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich themenspezifische Entwicklungsverläufe differenzieren lassen: Einstellungen in Bezug auf Gewalt, Substanzkonsum und Diebstahl folgen jeweils eigenen Dynamiken und weisen unterschiedliche Muster der Veränderung auf. Diese Befunde liefern wichtige Hinweise für ein differenziertes Verständnis normbezogener Sozialisation und deren Bedeutung für die Entstehung und Prävention delinquenten Verhaltens im Jugendalter.