Zwischen Bürgerkrieg und Culture Wars: Rigoberta Menchús Leben in Guatemala

Vortrag im Rahmen der Reihe K'Universale zum Thema „Welt - Krieg - Frieden“

Referentinnen: Miriam Lay Brander / Nina Mayer

Der 1983 in Cuba erschienene Text Me llamo Rigoberta Menchú y así me nació la conciencia (dt. Leben in Guatemala) lenkte den Fokus der Weltöffentlichkeit auf das kleine Land Zentralamerikas und führte 1992 zur Verleihung des Friedensnobelpreises an die Autorin. In dem Text berichtet Rigoberta Menchú Tum, wie ihre indigene Gemeinschaft der Maya-Quiché und ihre Familie im guatemaltekischen Bürgerkrieg Opfer massiver Menschenrechtsverletzungen wurden. Im Zuge der culture wars, der Auseinandersetzungen um Inhalte der universitären Lehre in den USA der 1980er und 90er Jahre, geriet der Text in die Kritik, vor allem im Hinblick auf seinen Wahrheitsgehalt. Der Vortrag möchte anhand von Menchús Bericht das Spannungsfeld von Erinnerungspolitik, Wahrheit und ethnographisch-literarischer Darstellung beleuchten und der Frage nachgehen, wie ein literarischer Text dazu beigetragen hat, dass ein Land des Globalen Südens zum Schauplatz weltweiter Friedensbemühungen wurde.

Miriam Lay Brander ist Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Literaturwissenschaft II (Schwerpunkt spanischsprachige Literaturen) an der KU. Außerdem ist sie Direktorin des Eichstätter Zentrums für Lateinamerikastudien.


Über die K'Universale-Reihe „Welt - Krieg - Frieden“

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist die Gewalt des Krieges mitten in Europa eskaliert: Die damit verbundene Zerstörung und das unsägliche Leid in der Ukraine rütteln auf. Der Krieg prägt die öffentlichen Debatten in Europa, er setzt eine Gewaltspirale in Gang, deren Ende derzeit nicht absehbar ist. Zugleich fügt er sich in eine weltweite Dynamik der Gewalt und des Rechtsbruchs, in denen die Hoffnung auf eine neue Weltordnung und auf eine Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu zerbrechen droht. In der Enzyklika „Fratelli tutti“ spricht Papst Franziskus 2020 von einem „Dritten Weltkrieg in Stücken“ und wendet sich gegen die Vorstellung eines gerechten Krieges (FT 256-262).
Umso stärker zeigt sich die Notwendigkeit, nach Wegen zur Unterbrechung und Überwindung von Gewalt zu suchen, an der Wiederherstellung von Recht und an Möglichkeiten eines neuen Zusammenlebens zu arbeiten.
Die Sehnsucht nach Frieden bildet den Horizont der Ringvorlesung, in der Erfahrungen von Krieg und Gewalt thematisiert, Strategien zu ihrer Unterbrechung und Überwindung diskutiert, literarische Verarbeitungen besprochen und Ansätze der Friedensarbeit vorgestellt werden. Die globalen Herausforderungen kommen an lokalen Beispielen und Perspektiven in den Blick und werden aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Praxisfeldern heraus beleuchtet.

Die Reihe wird von Prof. Dr. Miriam Lay Brander, Prof. Dr. Martin Kirschner, Prof. Dr. Thomas Fischer und Dr. Jochen Kleinschmidt organisiert.

Weitere Informationen zum Programm der Reihe unter www.ku.de/kuniversale.