15 Jahre west-östlicher Brückenschlag: Veranstaltungsreihe zum Jubiläum des Zentralinstituts für Mittel- und Osteuropastudien

Sein 15-jähriges Bestehen nimmt das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) an der Katholischen Universität zum Anlass für eine Reihe von Veranstaltungen, die bis in den Winter hinein den Ursachen für Erfolge und Misserfolge der Transformationsprozesse im postsowjetischen Raum gewidmet sein werden. Zum Auftakt spricht Prof. Dr. Leonid Luks, stellvertretender Direktor des Instituts, am Donnerstag, 16. Juli, über „Freiheit oder imperiale Größe? Anmerkungen zu einem russischen Dilemma“. Der Vortrag beginnt um 18.15 Uhr im Raum 105 des Kollegiengebäudes Bau A (Ostenstraße 28, Eichstätt). Zum 20. Jahrestag der Maueröffnung wird das ZIMOS außerdem im November eine internationale Konferenz zum Thema „Die deutsche Frage im Ost-West-Geflecht“ veranstalten.

Als das ZIMOS im Sommer 1994 als Forschungseinrichtung der KU gegründet wurde, befanden sich die Transformationsprozesse in Osteuropa noch in ihrer Anfangsphase und ihr Ausgang war ungewiss. Das ZIMOS sollte, wie es sein Gründer und Direktor Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz formulierte, den osteuropäischen Gesellschaften nach deren Befreiung vom Kommunismus dabei helfen, den Weg nach Europa zurückzufinden. Das ZIMOS versteht sich als Brücke zwischen Ost und West, als Vermittler im Dialog zwischen den beiden früher durch den Eisernen Vorhang getrennten Teilen des Kontinents.

Diesem Dialog dienen z.B. zahlreiche internationale, interdisziplinäre Konferenzen, der mehrsprachige Unterricht des 1995 gegründeten Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte oder wissenschaftliche Projekte wie das „Internationale Netzwerk zur Erforschung der totalitären Bewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts“. Auch die Übersetzung der Werke des bedeutenden russischen Philosophen Semen Frank ins Deutsche und der Summa theologiae von Thomas von Aquin ins Russische, die das Institut durchführt, symbolisiert die Brückenfunktion des ZIMOS. Ähnliche Ziele verfolgt auch die 1997 gegründete zweisprachige Halbjahresschrift „Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte“.

Inzwischen haben sich die demokratischen Systeme an der westlichen Peripherie des ehemaligen sozialistischen Lagers weitgehend stabilisiert. „Ganz anders verhalten sich die Dinge in anderen Regionen des 1989-91 aufgelösten Ostblocks, nicht zuletzt in Russland, also in einem Land, das seinerzeit durch die Gorbatschowsche Perestrojka die Überwindung der europäischen Spaltung erst ermöglichte“, sagt Professor Luks. Dort finde, vor allem nach dem Machtantritt Wladimir Putins eine autoritäre Wende statt, die mit einer Demontage jener zivilgesellschaftlicher Strukturen verbunden sei, welche in der Gorbatschow- bzw. Jelzin-Periode entstanden. Immer stärker setzten sich dort antiwestliche und isolationistische Tendenzen durch. Ähnliche Entwicklungen fänden auch in weiteren Ländern der ehemaligen Sowjetunion statt. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird das ZIMOS anlässlich seines 15-jährigen Bestehens eine Reihe von Sonderveranstaltungen durchführen. Diese werden gemeinsam von Wissenschaftlern und Studierenden aus Ost und West gestaltet. „Dadurch möchte das ZIMOS seinen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Isolationisten auf beiden Seiten des ehemaligen ,eisernen Vorhangs’ nicht erneut die Oberhand gewinnen“, so Professor Luks.

Weitere Informationen zum ZIMOS unter
www.ku-eichstaett.de/Forschungseinr/ZIMOS