Der „Vater“ des Rechenzentrums geht in den Ruhestand

Über fast 30 Jahre hinweg leitete Dr. Wolfgang A. Slaby das Rechenzentrum der KU, welches unter seiner Regie ab 1985 quasi aus dem Nichts entstand. Nun ist er in einer Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet worden, bei der ihm KU-Präsident Prof. Dr. Richard Schenk die Universitätsmedaille als Anerkennung für Slabys Verdienste verlieh. „Sie saßen an einer wesentlichen Schaltstelle aller Kommunikation der KU und stellten nicht nur Verbindungen her, sondern auch Verbindliches“, so Schenk. Der heute oft thematisierte Begriff von Vernetzung sei von Anfang an Mittelpunkt von Slabys Arbeit gewesen.

Die auch im übertragenen Sinn gute Vernetzung Slabys in der Fachwelt sorgte dafür, dass das Rechenzentrum der KU landes- wie bundesweit auf Augenhöhe agierte und gelegentlich sogar eine Vorreiterrolle einnahm. So war Dr. Wolfgang Slaby Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschen Forschungsnetzes DFN, welches bei der Feier die DFN-Geschäftsführer Jochem Pattloch und Dr. Christian Grimm vertraten. Darüber hinaus hatte Slaby zwei Jahre den Vorsitz im bundesweiten Arbeitskreis der Leiter wissenschaftlicher Rechenzentren. „Ihr Urteil hatte stets Gewicht – auch durch ihre unabhängige Stellung und Ihr Moderationsgeschick“, würdigte Georg Antretter (IT-Referent des Bayerischen Wissenschaftsministeriums) die Arbeit Slabys. Das Ministerium sei ihm zu Dank verpflichtet. Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Dr. Rolf Griebel, ging auf die Verdienste von Wolfgang Slaby für das Bibliothekswesen im Freistaat ein: „Sie gehörten seit 1996 dem IT-Beirat für das Bibliothekswesen in Bayern an, dessen Empfehlungen landesweit handlungsleitend sind. Die IT-Infrastruktur des Wissenschaftslandes Bayern wurde durch Sie entscheidend mitgeprägt.“

Im Vergleich zu Naturwissenschaftlern müsse Geisteswissenschaftlern der Nutzwert neuer Entwicklungen etwas nachdrücklicher näher gebracht werden, erklärte Slaby einmal schmunzelnd beim 20-jährigen Bestehen seines Rechenzentrums. Dass IT nicht nur in den Naturwissenschaften ein wichtiges Instrument für die Forschung sein kann, belegt beispielsweise seit Jahrzehnten eine Epigraphik-Datenbank, die Slaby gemeinsam mit dem damaligen Lehrstuhlinhaber für Alte Geschichte, Prof. Dr. Dr. Manfred Clauss, Mitte der 1980er-Jahre entwickelte. Ziel des Projektes ist die Sammlung aller lateinischen Inschriften des Altertums, um diese online zugänglich zu machen. Heute handelt es sich bei der  Datenbank mit mehr als 450.000 Inschriften und 70.000 Fotos um die größte ihrer Art; sie wird gemeinsam mit dem neuen Lehrstuhlinhaber an der KU, Prof. Dr. Michael Rathmann, sowie Kollegen aus der Schweiz weiter fortgeführt.

Ein weiteres „Kind“ Slabys ist die bis heute weit verbreitete automatische Übertragung von Text in Blinden(kurz-)schrift. Diese hat er an der Universität Münster entwickelt, wo von 1966 bis 1971 Mathematik und Mathematische Logik studierte und später Abteilungsleiter für Linguistische Datenverarbeitung sowie stellvertretender Leiter des Rechenzentrums wurde. Seine enge Verbundenheit zur Sprache zeigt sich auch darin, dass er 1977 an der Universität Heidelberg in angewandter Linguistik promoviert.

Peter Kahoun, der gemeinsam mit Peter Ihrler das Rechenzentrum der KU nun zunächst kommissarisch leiten wird, charakterisierte Slaby als treibende Kraft und einen „tollen Chef“. Ein Beleg dafür sei beispielsweise auch, dass noch immer vier Mitarbeiter aus der Gründungszeit im Rechenzentrum tätig seien. „Es hat Spaß gemacht, unter Ihrer Leitung zu arbeiten“, so Kahoun. Slaby selbst äußerte einerseits Wehmut, nach 28 Jahren „sein“ Rechenzentrum zu verlassen und dankte seinen Mitarbeitern. Er freue sich jedoch auch darauf, nun einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu können.