DFG fördert Forschung zu Kirchenordnungen des frühen christlichen Orients

Angesichts der Nachrichtenlage aus Ländern wie dem Irak oder Syrien gerät aus dem Blickfeld, dass das kulturelle und religiöse Erbe des Nahen und Mittleren Ostens auch vom Christentum geprägt wurde. Diesem widmet sich seit geraumer Zeit die Forschungsstelle Christlicher Orient an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), die nun erneut von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG mit über 300.000 Euro gefördert wird. Unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold (Honorarprofessor für Antike Rechtsgeschichte, insbesondere das Recht des Christlichen Orients an der Universität München und Mitglied der Forschungsstelle Christlicher Orient) werden kirchenrechtliche Texte des frühen Christentums nach modernen wissenschaftlichen Kriterien ediert, kommentiert und übersetzt.

Mit Förderung der DFG liegt das Hauptaugenmerk weiterhin auf den arabischen Versionen frühchristlicher Kirchenordnungen, die ursprünglich in griechischer Sprache entstanden und über ein koptisches Zwischenglied ab dem 12. Jahrhundert mehrfach ins Arabische übersetzt wurden. Diese Quellen spielen in der koptischen Kirche eine bedeutende Rolle und wurden später auch  ins Äthiopische weiterübersetzt. In der ersten Phase des Projekts wurden zwei arabische Versionen der umfangreichen „Apostolischen Konstitutionen“ ediert und übersetzt, die bisher der Wissenschaft so gut wie unzugänglich waren. Sie weisen einige Veränderungen gegenüber dem erhaltenen griechischen Text auf und sind deshalb auch für die Geschichte des Kirchenrechts von Bedeutung.

In der nun beginnenden zweiten Phase wird eine dritte Version herausgegeben und übersetzt. Ferner sollen weitere pseudo-apostolischen Quellen untersucht werden – also Texte von Autoren, die sich in der Tradition der Apostel sahen. Diese Quellen waren seit der frühesten Zeit in unterschiedlichen Versionen und verschiedenen Sprachen (vor allem syrisch, koptisch, äthiopisch und armenisch) im gesamten Christlichen Orient verbreitet und weisen teils eine komplizierte Überlieferungsgeschichte auf. Neben Rückschlüssen auf die Ämter- und Sozialstruktur erlauben die Quellen speziell in den orientalischen Versionen Einblicke in die jeweilige kulturell-konfessionell geprägte Alltagspraxis.

Weitere Informationen zur Forschungsstelle Christlicher Orient finden sich unter www.ku.de/thf/chr_or.