Die Exkursion war konzipiert für angehende Sozialarbeiter, die sich im Laufe ihres Studiums bereits mit Theorie und Praxis von internationalen Fragestellungen beschäftigt hatten. Als Grundlage für gemeinsame Forschungsprojekte mit der „Kolping-University of applied Sciences“ in Kaunas, die zugleich weltweit die einzige von Kolping getragene Universität ist, setzten sich die Studenten mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen zur relativ jungen Sozialarbeitsdisziplin in Litauen auseinander, die erst mit der Unabhängigkeit Litauens am 11. März 1990 langsam Fuß fasste. In dieser Phase übernahm sie zunächst deutsche und amerikanische Sozialarbeitstheorien; erst seit kurzem haben sich in Litauen durch Forschungsarbeiten eigenständige Theorien entwickelt.
Zum besseren Verständnis der Sozialen Arbeit in Litauen besuchte die Gruppe zahlreiche Institutionen, u.a. ein Mehrgenerationenhaus, ein diözesanes Familienzentrum, den Caritasverband, ein Freiwilligen-Zentrum, ein Jugendzentrum, ein Kinder- und Jugendheim sowie eine Kindertagesstätte. Dabei diskutierten die Eichstätter mit den Fachkräften politische, sozioökonomische und kulturelle Aspekte ihrer pädagogischen Arbeit. Besonders nahe ging den deutschen Kommilitonen die professionelle Hilfe der Caritas für Frauen, die unter falschen Versprechungen z.B. nach Deutschland gelockt wurden und hier zur Prostitution gezwungen wurden. Auch historische Aspekte spielten eine Rolle, dabei vor allem die Situation der geistigen Elite Litauens, die Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts durch ein Umsiedlungsprogramm nach Russland auswandern musste.