„Frieden ist kostbar und zerbrechlich“: LIGA-Essaypreise für Tetiana Umin und Dr. Felix Heidenreich

Zum zweiten Mal hat die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) einen von der LIGA-Bank-Stiftung geförderten Essaypreis verliehen, mit dem in diesem Jahr Tetiana Umin und Dr. Felix Heidenreich ausgezeichnet wurden. Der Preis ist insgesamt mit 5000 Euro dotiert. Für die Liga-Bank-Stiftung überreichte deren Vorstand Andreas Schröder die Auszeichnung an die beiden Preisträger. Die diesjährige Ausschreibung des Preises stellte das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs unter dem Titel „Brücken über Gräben – Europa 1914 / 2014“ in den Mittelpunkt.

Dr. Felix Heidenreich, wissenschaftlicher Koordinator am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart, hat sich unter dem Titel „Spiegelungen der Philosophie“ mit der „Krisis“-Schrift des Philosophen Edmund Husserl beschäftigt. „Mit Husserl lässt sich verstehen, inwiefern die europäische Kultur auf den Zivilisationsbruch des Ersten Weltkriegs nur dann angemessen antwortet, wenn sie versteht, dass der Weg zurück in die Denkmuster des 19. Jahrhunderts, die die Kategorien von Nation, Interesse und Opferbereitschaft ein Irrweg bleibt“, schreibt Heidenreich in seinem Essay. Die Jurorin Dr. Annika Schlitte (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Philosophie der KU) würdigte dem ausgezeichneten Text als „scharfen und originellen Blick auf einen klassischen Text der Philosophiegeschichte“.

Die gebürtig aus der Ukraine stammende Tetiana Umin studierte an der KU zunächst im Europastudiengang und absolviert in Eichstätt nun ein Studium für Kunst und Musik. In ihrem Text „Biographie eines Jahrhunderts“ schildert sie dem Leser auf szenische Weise das Jahrhundert zwischen 1914 und 2014 aus der Perspektive einer bäuerlich verwurzelten Familie in Osteuropa. Dabei beschreibt sie identitätsstiftende Situationen verschiedener Protagonisten in den Jahren 1917, 1938, 1945 und 2014. Umin will mit ihrem Text die Kontrapunkte zwischen der erzwungenen Lebensweise des Großteils der europäischen Bevölkerung damals und den Lebensart heute zu setzen und die Bedeutung der durch die Jahre erworbenen Allgemeingüter wie Frieden, Freiheit, Demokratie und Wohlstand in Europa zu betonen. Jurorin Dr. Gisela Vollmann-Profe (Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Ältere deutsche Literaturwissenschaft) betonte in ihrer Laudatio, dass Umins Text durch seinen schlichten Stil überzeuge, der mit dem schlichten Leben der Protagonisten korrespondiere. Sie zeige Gräben auf, deute jedoch auch an, wie sie überbrückt werden könnten.

„Frieden ist sehr kostbar und zugleich sehr zerbrechlich“, unterstrich die Preisträgerin in ihren Dankesworten – auch im Hinblick auf die aktuelle Situation in ihrem Heimatland. Dr. Felix Heidenreich fand ebenfalls persönliche Worte und berichtete von seinem Ur-Großvater, der im ersten Weltkrieg bei Verdun gekämpft und sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die deutsch-französische Aussöhnung engagiert habe.