Historikerinnen der KU geben Einblicke in Geschichte des NS-Frauenlagers Waldkraiburg

Zum bundesweiten Tag des Offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 9. September, haben sich Historikerinnen und Studierende der KU mit der wechselvollen Geschichte des ehemaligen NS-Frauenlagers im oberbayerischen Waldkraiburg aus verschiedenen Perspektiven befasst, um interessierten Besuchern vor Ort darin Einblick zu geben.

Das Projektteam der Professur für Theorie und Didaktik der Geschichte an der KU um die beiden Mitarbeiterinnen Katja Lehmann und Stefanie Serwuschok entwickelte drei unterschiedliche Formate: Zum einen erzählt die filmische Dokumentation „Unser Föhrenwinkel: Vom Glasscherbenviertel zum Grünwald Waldkraiburgs“ die wechselhafte Geschichte des ehemaligen Lagers anhand von Interviews und Archivmaterialien. Geschichtsstudentinnen führten Zeitzeugengespräche mit Männern und Frauen, die als Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Waldkraiburg gekommen waren.

Zum anderen entwickelten Studierende zielgruppenbezogene Führungen für Erwachsene und Kinder. Hierfür besuchten sie nicht nur den Ort des Geschehens, sondern auch das Stadtmuseum, sprachen mit Experten der regionalen Geschichte und arbeiteten mit Archivmaterialien. Die Führungen werden von fünf Studierenden der KU am Tag des offenen Denkmals in Waldkraiburg selbst durchgeführt.

Außerdem erwartet die Besucher in Waldkraiburg die szenische Lesung „GeschichtsTheater. Die etwas andere Geschichte des Föhrenwinkels“, welche zwei Schauspielerinnen aufgeführen. Auf der Grundlage historischer Quellen und Darstellungen konzipierte das Team eine 30-minütige Lesung, die insbesondere die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegsjahre thematisiert.

1937 entschied das Oberkommando des Heeres, dass im Mühldorfer Hart ein Werk der Deutschen Sprengchemie GmbH (DSC) zur Pulverproduktion errichtet werden sollte. Zu diesem gehörten auch drei Lager, in denen die Arbeiterinnen und Arbeiter untergebracht wurden. Das ehemalige Frauenlager erfuhr nach Kriegsende diverse Umnutzungen. Es beherbergte Flüchtlinge aus Polen und der Ukrainer, die auf die Heimreise in ihre Herkunftsländer warteten, jüdische Kinder aus Osteuropa, diente der industriellen Nutzung durch Flüchtlingsbetriebe, ehe es in den 1980-er Jahren Obdachlose und Asylanten beherbergte, was zum Label „Glasscherbenviertel“ führte. 1990 kaufte die Stadtbau Waldkraiburg GmbH nach langem und kompliziertem Ringen die Liegenschaften auf, um sie einer denkmalgerechten Renovierung und sinnvollen Nutzung zuzuführen. Die Intention der Verantwortlichen war dabei, das ehemalige Frauenlager der D.S.C.-Werke als Dokument einer leidvollen Vergangenheit einerseits, aber auch als Dokument der Entstehung Waldkraiburgs, zu erhalten. Diese Maßnahme hat dazu beigetragen, dass der Föhrenwinkel sich heute zum „Grünwald“ Waldkraiburgs entwickelt.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen rund um den Tag des Offenen Denkmals in Waldkraiburg finden sich unter
http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/laender/by/175/8375/