Ihr Weg von Caracas nach Eichstätt ist geprägt durch ihre Expertise, die Unterstützung verschiedener Kolleginnen und Kollegen und einem spezifischen Förderprogramm: Als Stipendiatin der Philipp-Schwartz-Initiative für gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Alexander von Humboldt-Stiftung konnte Febres ab 2021 an der KU forschen. Gefördert wurde sie zudem vom Freistaat Bayern. Erfolge, auf denen sich die Venezolanerin nicht ausruhte: Gemeinsam mit Prof. Dr. Miriam Lay Brander, Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Literaturwissenschaft II und Direktorin des Zentralinstituts für Lateinamerikastudien (ZILAS), reichte sie 2024 erfolgreich einen Förderantrag für ein Projekt bei der DFG ein. Bis voraussichtlich 2027 wird die 72-Jährige in diesem Rahmen nun zur literarischen Darstellung von Migration in Romanen und Kurzgeschichten aus einer Gender-Perspektive forschen. Im Fokus stehen dabei venezolanische Schriftstellerinnen, die in andere Länder Lateinamerikas ausgewandert sind. Eine Gruppe also, deren Hintergrund Febres teilt.
„Es ist unmöglich, unpolitisch zu sein in der Literatur"
Unter anderem wegen der massiven Einschränkung von Forschungs- und Lehrfreiheit entschied sich die renommierte Expertin für lateinamerikanische Literatur und Geschichte ihr Heimatland zu verlassen. Schon in Venezuela befasste sich Laura Febres de Ayala mit feministischen Veröffentlichungen und Literatur rund um Migration. „Es ist unmöglich, unpolitisch zu sein in der Literatur. Und ich habe immer gesagt, was ich denke“, schildert sie. Doch solche Themen seien von Seiten der Regierung unerwünscht – auch um sich dezidiert von der sogenannten westlichen Weltordnung zu distanzieren. „Vielfalt ist nur ein Lippenbekenntnis, es herrscht eine Stimmung der Exklusion“, sagt Febres.
Hinzu kam ein immer gefährlicherer Alltag. Kriminalität, Schwarzmarkt und Schmuggel sind normal in Venezuela, wo fast die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos ist und geschätzt ein Drittel der Kleinkinder an Unterernährung leidet. Febres erinnert sich: „Auf meinem täglich vier Stunden langen Weg zur Universidad Metropolitana in Caracas wusste ich nicht, ob ich von einem Dieb ausgeraubt werde, wie es mehreren meiner Studierenden und Kolleginnen und Kollegen widerfahren ist. Häufig waren Schüsse zu hören.“ Die prekäre wirtschaftliche Lage führt nicht nur dazu, dass Bibliotheken geschlossen bleiben, sondern auch die private Existenz bedroht ist. Laura Febres weiß etwa von einem Professor, der an Hunger starb.