Individualisierte Religiosität als Herausforderung für den Religionsunterricht

Welche Konsequenzen hat der veränderte Umgang junger Menschen mit Religion für den Religionsunterricht? Wo positionieren sich kirchliche Jugendarbeit und kirchliche Katechese im Spannungsfeld von individualisierter Religiosität und dem Christentum, das sich von festen Glaubensgemeinschaften her versteht? Mit solchen Fragen befasste sich eine interkonfessionelle religionspädagogische Tagung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der Einladung der Religionspädagogen Ulrich Kropač, Uto Meier und Klaus König folgten 17 Referentinnen und Referenten sowie über 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus dem deutschsprachigen Raum.

In vielen Vorträgen und Arbeitskreisen haben sie eine zunehmende Neuausrichtung des Verhältnisses von tradierter Religion und individueller Religiosität in seiner Bedeutung für religiöses Lernen thematisiert. „Religiosität entwickelt sich vor allem bei jungen Menschen nicht mehr primär in der Auseinandersetzung mit einer Religion, die sich an Institution, Überlieferung und bestimmte Rituale bindet. Sie formt sich vielmehr durch die Begegnung mit  ungebundenen religiösen Phänomenen und Gehalten, die sich in kulturellen Zeugnissen –wie Computerspiele, Filme, Musik – zeigen“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Kropač.

Die Tagung habe anhand vieler Beispiele gefragt, welche religiös bedeutsamen Inhalte sich in den kulturellen Bereichen zeigen und wie sie sich dort präsentieren. Zudem wurden mögliche Folgen für religiöse Bildung in Schule und Gemeinde diskutiert. Als vorläufiges Ergebnis der Tagung ist einerseits festzuhalten, dass die ungebundene Religionskultur in ihrer Vielfalt und in ihrem Eigenwert genauer wahrzunehmen ist. Andererseits wird religiöse Bildung die jungen Menschen auch dazu befähigen, die religionskulturellen Phänomene zu hinterfragen, ihre Hintergründe zu erkunden und sie mit den Inhalten und Praxisformen tradierter Religionen zu vergleichen.