Kulturpreis Bayern für Dr. Svenja Schütt

Die KU-Psychologin Dr. Svenja Schütt erhält für ihre Dissertation den diesjährigen Kulturpreis Bayern. Vergeben wird dieser von der Bayernwerk AG gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Geehrt werden Künstlerinnen und Künstler sowie die 33 besten Universitäts- und Hochschulabsolventinnen und -absolventen Bayerns. In der Sparte Wissenschaft ist der Preis mit 2000 Euro dotiert. Dr. Schütt untersucht in ihrer prämierten Arbeit, die an der Professur für Sozial- und Organisationspsychologie entstanden ist, die psychologischen Wirkmechanismen und Folgen des gemeinsamen Austauschs und Lernens von unterschiedlichen Generationen.

„Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger aus der Hochschullandschaft liefern wieder mal ein Feuerwerk der Wissenschaften. Das ist beeindruckend. Mit unserer Auszeichnung wollen wir alle dazu motivieren, ihren Weg ambitioniert weiterzugehen“, sagt Dr. Egon Leo Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. Der Bayerische Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume betont: „33 neue Sterne am bayerischen Forschungshimmel: Die Preisträger beleben mit ihrem Ideenreichtum unseren Wissenschaftsstandort. Hier zeigt sich: Unsere Hochschulen sind Talent- und Innovationschmieden. Allen Absolventinnen und Absolventen wünsche ich das Beste für ihren Lebensweg. Machen Sie weiter so – Sie sind die Zukunft unseres Landes!“

Der Austausch über Generationen hinweg – auf den ersten Blick erscheint das Themenfeld der Dissertation von Dr. Svenja Schütt in seiner Alltäglichkeit trivial. Doch die sich daraus ergebenden Fragestellungen sind gesellschaftlich und wissenschaftlich hoch relevant. Denn die gegenseitige Unterstützung der Generationen bildet den Kern allen menschlichen Miteinanders.  Die Selbstverständlichkeit des Kontakts und des generationenübergreifenden Lernens ist jedoch durch die gesellschaftlichen Veränderungen an vielen Stellen weggebrochen. Ursachen sind unter anderem der demographische Wandel und die veränderten Lebensbedingungen. Das Konzept der Großfamilien ist die Ausnahme geworden, sodass Eltern, Kinder und Enkel oft räumlich weit voneinander entfernt leben.

Auch in der Erwerbs- und Freiwilligenarbeit ist das Thema, Generationen zusammenzubringen, omnipräsent und wird politisch immer stärker forciert. In beiden Anwendungsfeldern zeigen sich ähnliche Chancen und Herausforderungen. Generationenlernen ist zwar ein vielfach diskutiertes, jedoch bisher kaum wissenschaftlich fundiertes Konzept. Mangels einschlägiger Studien hat Dr. Svenja Schütt bei ihrer Recherche das Feld der empirischen Psychologie verlassen und in angrenzenden Bereichen zunächst hunderte von Quellen untersucht. Darauf aufbauend hat sie ein theoretisches Modell entwickelt und dieses bei vier umfangreichen Studien zur Freiwilligen- und Erwerbsarbeit mit insgesamt über 1.000 Teilnehmenden angewendet.

Die Auswertung zeigt im Kern: Ein durch Freiwilligen- oder Erwerbsarbeit initiierter, generationenübergreifender Austausch hat diverse positive Auswirkungen auf die beteiligten Individuen, Organisationen und die Gesellschaft. Generationenlernen nimmt dabei eine besondere Rolle etwa für die weitere Engagementbereitschaft, die Empathie gegenüber anderen Generationen oder den erlebten Lebenssinn ein. Gleichzeitig zeigt die Studienreihe, dass dies vor allem bei gut organisierten Rahmenbedingungen zum Tragen kommt. Gerade in Freiwilligenprojekt gestaltet sich die Organisation des Austauschs als herausfordernd, da es die divergierenden Bedarfe aller Generationen gleichermaßen zu berücksichtigen gilt.

Damit bietet die Dissertation von Dr. Svenja Schütt konkrete Anknüpfungspunkte für die Gestaltung des generationenübergreifenden Austauschs im Kontext von bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten. „Die Befunde machen deutlich, wie relevant intergenerationaler Kontakt ist – darauf kann und darf schlichtweg nicht verzichtet werden; nicht in der Gesellschaft, nicht in der Wirtschaft, vor allem nicht als Individuum“, betont Schütt.
    
Die Verleihung des Kulturpreises Bayern wird am Donnerstag, 16. November, ab 19 Uhr live aus den Münchner Eisbach Studios übertragen unter https://bayernwerk-live.de/kulturpreis-bayern/.  Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die von dem Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer geformte Bronzestatue „Gedankenblitz“. Während eine Fachjury die fünf Kunstpreisträgerinnen und -preisträger auswählt, benennen die staatlichen bayerischen Hochschulen, Kunsthochschulen und Universitäten ihre besten Absolventinnen und Absolventen sowie Doktorandinnen und Doktoranden.