Landschaft im Wandel: Aueninstitut zieht Bilanz zu bundesweit beispielhaftem Renaturierungsprojekt

Was passiert in Flora und Fauna, wenn man einen Fluss wieder mit dem angrenzenden Auwald verbindet? Seit dem Jahr 2006 geht das Aueninstitut Neuburg der KU dieser Frage in einem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Forschungsprojekt nach, das nun zunächst offiziell abgeschlossen wurde. Untersuchungsgebiet war ein Abschnitt an der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt, der in der Vergangenheit durch den Bau von Staustufen verändert worden war.

Bei der Renaturierung wurde die Verbindung von Fluss und Aue mit dem Ottheinrichbach als permanentes und neu gestaltetes Auengewässer wieder hergestellt. Über neu angelegte Ausleitungsstellen im Uferdamm finden „Ökologische Flutungen“ statt, die die hydrologische Dynamik der Aue verbessern und bewirken, dass der Zustand des Gebietes wieder naturnäher wird.

Das Aueninstitut Neuburg formte unter der Bezeichnung MONDAU (MONitoring DonauAUen) ein wissenschaftliches Konsortium, welches aus Forstwissenschaftlern, Tierökologen, Vegetationsökologen, Fischbiologen und Geographen der TU München, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Weihenste-phan-Triesdorf, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Hochschule Osnabrück und der KU Eichstätt-Ingolstadt bestand. Ein Team aus 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erforschte fünf Jahre lang die Auswirkungen der Dynamisierungsmaßnahmen auf Wasser, Boden, Vegetation und Tierwelt in den Auenwäldern zwischen Neuburg und Ingolstadt. Unterstützt wurde das Team dabei vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt und der Forstdirektion Ingolstadt des Wittelsbacher Ausgleichsfonds sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und dem Umweltamt Ingolstadt.

Bei der Abschlussveranstaltung zum Projekt erläuterte der Leiter des Aueninstituts und des wissenschaftlichen Konsortiums, Prof. Bernd Cyffka, die Ergebnisse und weitere Perspektiven. So seien die Möglichkeiten zu einer wirksamen hydrologischen Dynamik, die für den Fortbestand einer auentypischen Flora und Fauna nötig ist, noch nicht völlig ausgenutzt. Allerdings lassen sich erste positive Entwicklungen in der Reaktion von Pflanzen und Tieren auf die Maßnahmen erkennen. Durch die Vergrößerung der wassergebundenen Lebensräume im Projektgebiet habe die Artenvielfalt der Wasservegetation und der Fische zugenommen und auch die Vogelfauna reagiere mit einem Zuwachs an Arten in den neu geschaffenen Habitaten. Diese ermutigenden Zeichen und Erfahrungen lassen Schlussfolgerungen auch für andere Flussbereiche in Deutschland und Europa zu. Eine höhere Frequenz und Zeitdauer der „Ökologischen Flutungen“ sei jedoch angeraten. „Mehr Wasser im Auenwald“ ist die Devise, wenn gestörte Auenökosysteme wieder belebt werden sollen. „Eines haben die fünf Jahre wissenschaftlicher Arbeit allerdings deutlich gemacht: Die durch Eindeichung, Begradigung und Staustufenbau geschädigte Natur lässt sich selbst durch so aufwendige Maßnahmen nicht vollständig wieder zurückbringen,“ bewertete Bernd Cyffka die Ergebnisse.

„Intakte Auenwälder, die noch dem jährlichen Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser unterliegen, sind in Deutschland selten geworden. Ich bin über die positiven Ergebnisse der Nachuntersuchungen sehr erfreut. Sie zeigen uns Wege auf, wie der Zustand von staustufengeschädigten Auenwäldern verbessert werden kann und entfalten damit hoffentlich eine bundesweite Signalwirkung für weitere derartige Renaturierungs-Vorhaben“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Die Ergebnisse des Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben sind vielfältig. Es konnte festgestellt werden, dass die eingeleiteten Renaturierungsmaßnahmen technisch gut funktionieren. Die „Ökologischen Flutungen“ sind der Bürgerschaft der Region gut bekannt. Denn es ist jedes Mal ein spektakuläres Ereignis, wenn sich aus dem Ausleitungsbauwerk die Wassermassen in den Auenwald ergießen. Der Ottheinrichbach erfreut sich bei Wanderern und Radlern großer Beliebtheit und er stellt eine neue Lebensader im Auenwald dar.

Weitere Informationen unter www.auenzentrum-neuburg-ingolstadt.de/.