Lehramtsstudierende geben virtuellen Englischunterricht an schwedischer Schule

Homeschooling
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Einmal im Ausland Englischunterricht halten – das ist das Ziel vieler Lehramtsstudentinnen und -studenten im Fach Englisch. In Zeiten von pandemiebedingten Reisebeschränkungen treten die Lehramtsstudentinnen und -studenten im Fach Englisch der KU diese Reise nun virtuell an. Die Professur für die Didaktik der Englischen Sprache und Literatur reagiert damit auf aktuelle Einschränkungen bei Auslandreisen und -praktika und ermöglicht nun, praktische Erfahrungen im virtuellen Unterrichten an ausländischen Schulen zu sammeln.

Unter der Leitung von Dr. Sandra Stadler-Heer und OStR Andreas Reichel haben im laufenden Wintersemester 2020/21 erstmals 19 zukünftige Englischlehrkräfte im Rahmen des Seminars International Distance Teaching Schülerinnen und Schüler am schwedischen KITAS-Gymnasium in Göteborg „virtuell“ aus der Ferne unterrichtet. Der Kontakt nach Schweden stellte Andreas Reichel her, der seit September als abgeordnete Lehrkraft an der KU tätig ist. Aus seiner Unterrichtstätigkeit am Gymnasium in Schrobenhausen konnte er an eine langjährige Zusammenarbeit mit der Göteborger Schule anknüpfen.

Die Pandemie lässt zwar aktuell keinen Präsenzaustausch zu. Virtuelle Treffen in Videokonferenzen haben sich aber mittlerweile als Mittel der Wahl zum Austausch etabliert. Trotzdem war es für die beiden Projektleiter durchweg Neuland, in enger Abstimmung mit Professor Heiner Böttger dieses innovative Konzept erstmals anzubieten. Insgesamt 19 Studierende in zwei Parallelkursen machten sich in der ersten Kursphase im November zunächst theoretisch „fit“ für die Herausforderung Distance Teaching. Dabei wurde allen Beteiligten immer deutlicher bewusst, dass Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich Distanzunterricht im Berufsbild einer hoch professionellen Lehrkraft (insbesondere durch die anhaltenden Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen auf die Schule) zweifellos immer wichtiger werden: „Wir müssen Lehrkräfte schon in der universitären Phase der Ausbildung auf verschiedene Lehrformate und Lernräume vorbereiten virtuell und in Präsenz - damit guter Fremdsprachenunterricht möglich wird“, betont Stadler-Heer. Ab Dezember konnte dann die Praxisphase mit der schwedischen Schule beginnen. Über einen Zeitraum von fünf Wochen wurden insgesamt vier Online-Englischstunden am KITAS-Gymnasium in Göteborg von jeweils einem Team Eichstätter Studierender gehalten.

Eine der Besonderheiten des Projekts war die durchweg schulartübergreifende Zusammensetzung der Teams: Zukünftige Englischlehrkräfte für Grundschule, Mittelschule, Realschule und Gymnasium planten die Unterrichtsstunden gemeinsam und führten sie auch gemeinsam durch. „Mir hat es viel Spaß gemacht, die Unterrichtsstunde gemeinsam mit meinen Kommilitoninnen vorzubereiten und durchzuführen“, so die angehende Grundschullehrerin Sissi Möß. „Dadurch, dass es meine erste digitale Unterrichtsstunde war, war es sehr hilfreich, mich mit anderen in der Vorbereitung austauschen zu können. Bei der Durchführung war es zudem beruhigend, beim ersten Mal nicht alleine ,vor der Klasse‘ zu stehen und bei Bedarf von meinen Kommilitoninnen Unterstützung bekommen zu können.“ Auch das lockere und gleichzeitig sehr kompetente Auftreten von Alan Naluai, dem schwedischen Lehrer, bereitete den Rahmen für vier sehr gelungene Unterrichtsstunden.

Mit den schwedischen Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 10 und 11 wurden die sowohl unterhaltsamen als auch anspruchsvollen Themen „Winter blues”, „Christmas around the world“, „Shakesperare’s Romeo and Juliet” sowie „Martin Luther King jr.“ behandelt – mit großem Spaß und Erfolg für alle Beteiligten. „Die angehenden Lehrkräfte haben das wirklich großartig gemacht. Ich glaube, es war unseren Studierenden anfangs gar nicht so recht bewusst, dass sie mit diesem Projekt absolutes Neuland betreten und Pionierarbeit leisten“, meint Kursleiter Andreas Reichel anerkennend. Und auch Alan Naluai ist voll des Lobes für das deutsch-schwedische Austauschprojekt: „Die didaktischen und technischen Möglichkeiten des Online-Unterrichts sind ungemein vielfältig, das ist phantastisch. Meine Schüler und ich haben sehr viel dazugelernt“, so der Lehrer aus Göteborg.

Um synchrone Online-Unterrichtsversuche von Studierenden im Ausland möglich zu machen, wurden diese nicht nur auf die Spezifika von virtueller Interaktion in Videokonferenzen und deren integrierter Funktionen vorbereitet, sondern auch in eine Vielzahl an interaktiven Webtools zur Organisation und Planung von virtuellem Unterricht eingeführt. Aktuell wird das neue Kursformat intensiv von allen Beteiligten evaluiert und für das Sommersemester weiterentwickelt. Interessierte Schulen, die ebenfalls virtuellen Unterricht durchführen wollen, können sich an das Team der Professur für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur wenden.