Das in den 1980er-Jahren begonnene Vorhaben, die von der Universitätsbibliothek verwalteten Handschriften zu erschließen, dürfte in absehbarer Zeit weitgehend abgeschlossen werden: Mit dem nun erschienenen Katalog von Dr. Klaus Walter Littger, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2009 die Staats- und Seminarbibliothek sowie die Handschriftenabteilung leitete, sind die neuzeitlichen Handschriften dokumentiert. Der Band zu den mittelalterlichen Handschriften liegt bereits als Manuskript vor. Durch seine zahlreichen Publikationen gilt Littger als ausgewiesener Kenner der Bibliotheks-, Musik- und Geistesgeschichte der Stadt Eichstätt und des ehemaligen Hochstifts.
Die Erschließung dieser Bestände wurde seit mehreren Jahrzehnten durch das Handschriftenzentrum der Bayerischen Staatsbibliothek in München betreut und über verschiedene Drittmittelgeber (vor allem die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG) und in Eigenleistung vorangetrieben.
Handschriften sind komplexe Gebilde. Anders als beim Buch handelt es sich um einmalige, individuelle Zeugnisse. Diese Aufzeichnungen zu beschreiben und zu charakterisieren ist Aufgabe von Handschriftenkatalogen. Sie schlagen eine Brücke zwischen dem Text und möglichem Forschungsinteresse. Dieses denkbare Interesse zu erkennen und anzuregen, macht den Handschriftenkatalog zu einer ganz eigenen wissenschaftlichen Leistung.
Littger beschreibt in seinem Katalog 586 Bände, Faszikel und Fragmente im Besitz der Staatlichen Bibliothek. Beim näheren Hinsehen offenbart sich ein breites Spektrum an Quellentypen. Zu erwähnen ist etwa die große Gruppe der Vorlesungsmit- und Nachschriften, insbesondere aus Ingolstadt und Dillingen, vorwiegend aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Aber auch manche Kuriosa gibt es zu entdecken: So enthält etwa Cod. st 691 ein medizinisches Gutachten für Fürstbischof Johann Euchar Schenk von Castell (1685-1697) über das „Sodtbrennen“ und seine Behandlung sowie Empfehlungen zur Ernährung. – In die Eichstätter Apothekengeschichte führt das „Pharmazeutische Inventar“ Cod. st 844, das Ignaz Karl Jakob Biechele, seit 1859 Apotheker in Eichstätt, anlegte.
Die Katalogvorstellung am 28. Januar 2013 ist auch Anlass, um einen Blick auf vergangene Handschriften-Erschließungsprojekte der Universitätsbibliothek und zukünftige Aufgaben zu werfen. Dr. Littger wird in seinem Vortrag „Bibliotheken als Glaubenssache. Eichstätter Kataloge im Wandel der Zeiten“ die komplexe, aber faszinierende Bibliotheks- und Kataloggeschichte in Eichstätt skizzieren und anhand ausgewählter Originale veranschaulichen. Die Leiterin der Staats- und Seminarbibliothek, Constance Dittrich, wird außerdem Einblick geben in die Handschriftenerschließung an der Universitätsbibliothek.
Eine Auswahl der Handschriften wird anlässlich der Vorstellung des Katalogs im Foyer der Staats- und Seminarbibliothek zu sehen sein.