Prof. Dr. Katrin Rentzsch neue Professorin für Psychologische Diagnostik und Intervention

Prof. Dr. Katrin Rentzsch ist an der KU neue Inhaberin der Professur für Psychologische Diagnostik und Intervention. Zu ihren Forschungsinteressen gehören unter anderem Dynamiken zwischen Personen im Hinblick auf deren Persönlichkeit, soziale Emotionen und Verhaltensweisen in sozialen Interaktionen. Vor ihrer Berufung an die KU war sie Professorin an der Psychologischen Hochschule Berlin. Professorin Rentzsch studierte Psychologie an der TU Chemnitz, an der sie 2011 auch promoviert wurde. Im Jahr 2017 habilitierte sie sich an der Universität Bamberg. Stationen ihrer weiteren wissenschaftlichen Laufbahn waren unter anderem die Universität Göttingen und die Stanford University in den USA.

Früher galten Eigenschaften der Persönlichkeit als unverrückbar. „Heutzutage kann man jedoch mit repräsentativen Studien zeigen, dass Persönlichkeit nicht wie in Stein gemeißelt ist, sondern durchaus auch im Erwachsenenalter noch Schwankungen unterliegt“, erklärt Professorin Rentzsch. Umbrüche wie Veränderungen im Job oder ein neuer Lebensabschnitt durch die Gründung einer Familie können Anlass dafür sein. Persönlichkeit unterscheide sich in der Forschung von der alltäglichen Stimmung durch langfristige Muster im Erleben und Verhalten von Menschen. Grundlage zur Unterscheidung von Persönlichkeitsmerkmalen seien Struktursysteme, dies jedoch selbst innerhalb der Forschung laufend debattiert würden. Dazu gehören Persönlichkeitsfaktoren wie Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit oder Gewissenhaftigkeit. „Man ging bislang davon aus, dass sich sehr viele Menschen anhand solcher Kategorien in unterschiedlicher Ausprägung charakterisieren lassen. Von solchen eher groben Schemata kommt man jedoch zunehmend ab, weil sich die Systematik zum Beispiel eher auf westliche Kulturen bezieht“, so Rentzsch. Viele Befunde, die man als gemeinhin publiziere, seien nicht automatisch für alle Länder und Kulturen anwendbar.

Besonders interessiert Professorin Rentzsch die Wechselwirkung von Emotionen und Persönlichkeit bei der Interaktion von Menschen. Diese möchte sie künftig in einem Interaktionslabor mit Videotechnik untersuchen. Denn sie legt Wert darauf, Persönlichkeitsmerkmale, Emotionen und Verhalten nicht nur über den klassischen Selbstbericht zu erfassen, sondern auch über Fremdbeschreibungen, videobasierte Verhaltensbeobachtung sowie auch automatisierte Gesichtserkennung und Körper- und Stimmanalyse.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rolle von Persönlichkeit in sozialen Beziehungen. So hat sie zum Beispiel bereits für ihre Diplomarbeit die Etikettierung von leistungsstarken Schülerinnen und Schülern als Streber untersucht und deren Wahrnehmung im sozialen Gefüge von Klassen. Die Psychologin untersucht auch sogenannte soziale Emotionen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie an einen sozialen Kontext gebunden sind. Neid als Gefühl setzt zum Beispiel ein Gegenüber voraus im Gegensatz etwa zur Wut, die auch auf sich selbst gerichtet sein kann. Ihre Studierenden möchte sie in die Lage versetzen, die zur Verfügung stehenden diagnostischen Instrumente verantwortungsvoll einzusetzen und die wissenschaftliche Qualität kritisch zu hinterfragen, um etwa nicht voreilig Schlüsse über die Merkmalsausprägungen von Menschen zu ziehen.