Zu den wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern des dreijährigen Forschungsprojektes gehören Forschende der Media School Hamburg, der Polizeiakademie Niedersachen, der Frankfurter Goethe Universität und der Frankfurt University of Applied Science. Neben der Kommunikationswissenschaft sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Bereichen Psychologie sowie Medien- und Sozialpsychologie tätig.
Zwar zieht sich die gezielte Streuung von Desinformation durch die Geschichte der Menschheit. Doch die zunehmende Digitalisierung trägt nicht nur dazu bei, dass seriöse Nachrichten jederzeit und überall verfügbar sind, sondern dass sich auch Falschinformationen rasant verbreiten. „Desinformationskampagnen benötigen für ihre Verbreitung aber nicht nur technische Möglichkeiten. Widerhall finden sie nur, wenn ihre Inhalte und Darstellungsweisen an Bedürfnisse und Gefühle des Publikums anknüpfen“, schildert Professorin Herrmann. Einen solchen Kontext würden Narrative etwa im Hinblick auf Rassismus und Antisemitismus bieten: Die Erzählungen greifen diffuse Ängste auf und rechtfertigen diese, indem sie scheinbare Ursachen und angeblich Schuldige dafür benennen. „Solche Erklärungen können die Empfängerinnen und Empfänger erleichtern – egal, wie absurd sie bei nüchterner Betrachtung sind. Die Erzählungen bedienen affektive Bedürfnisse, doch bleibt dieser Zusammenhang meist unbewusst. Gerade in Krisensituationen haben Menschen die Tendenz, einfache Lösungen zu bevorzugen“, so Herrmann.
Die Corona-Pandemie sei ein gutes Beispiel für die Neigung, sich klare Ursachen und Schuldige zu wünschen. Doch die Informationen seien nicht eindeutig und zum Teil widersprüchlich gewesen, weil sich das Wissen um die Pandemie erst im Laufe der Zeit ausdifferenziert habe. Diese Ambiguität sei für manche Menschen gerade in Krisensituationen nur schwer auszuhalten und verursacht Ängste. Dies machten sich wiederum die Initiatoren von Desinformationskampagnen gezielt zunutze, um den öffentlichen Diskurs in eine Richtung zu lenken.