Studientagung widmete sich Selbst- und Fremdbild der Katholischen Kirc

Wie präsentiert sich eine so vielgestaltige Organisationsform wie die Katholische Kirche in der globalisierten Welt von heute? Welche Rolle bekommt sie von den Medien vor dem Hintergrund einer pluralen Gesellschaft zugedacht? Welche Relevanz haben christliche Überzeugungen für die Bundesrepublik Deutschland? Solchen Fragen widmete sich eine Studientagung des Lehrstuhls für Mittlere und Neue Kirchengeschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung in Kloster Banz. Der heuer anstehende 20. Jahrestag des Mauerfalls wurde zudem zum Anlass genommen, um zusätzlich auch die Entwicklung und besondere Stellung der Katholischen Kirche als religiöse Minderheit in Ostdeutschland zu untersuchen.

 

Die Wahrnehmung der Katholischen Kirche in den Medien ist immer dann besonders hoch, wenn sie durch politisch brisante Themen, durch herausragende Persönlichkeiten oder Ereignisse eine besondere Relevanz erhält. Ansonsten füllten kirchliche Themen nur ein Prozent der Berichterstattung in den Hauptmedien, erklärte der Diplom-Journalist Christian Klenk in seinem Referat. Die häufige Skandalisierung von teilweise marginalen Ereignissen zeige deutlich, dass die systemimmanente Logik der Kirche nicht mehr transparent gemacht werden könne und ihre Glaubwürdigkeit immer an ihrem eigenen Wahrheitsanspruch gemessen werde. Somit seien die Medien Chance und Gefahr für die Kirche zugleich, die die Risiken und Potentiale ihres Handelns steuern könnten.

Diese Überlegungen führten die Studenten, Postgraduierten und Gasthörer zur Spiegelung der Piusbruderschaft und der Holocaustleugnung Bischof Williamsons in zwei Presseorganen, der SZ und der katholischen Wochenschrift „Christ in der Gegenwart“, in denen die Frage nach einer Positionsbestimmung Papst Benedikts XVI. zur Shoahgestellt und Befürchtungen des Kirchenvolkes thematisiert wurden. Einen wichtigen Beitrag leisteten dazu die geschichtliche Aufarbeitung des Traditionalismus innerhalb der Katholischen Kirche sowie die Analyse der Merkmale traditionalistischer Gruppierungen mit ihrem dahinter stehenden völlig anderen Kirchen- und Weltbild. Hier bestünde wie auch bei neuen geistlichen Bewegungen die Gefahr der Propagierung eines Ausschließlichkeitsanspruchs, eine Flucht in die Intimität der Kleingruppe oder die Herausbildung einer Subkultur in der Gemeinde bzw. Kirche.

In den neuen Bundesländern werde die Glaubwürdigkeit der Katholischen Kirche hauptsächlich an solchen politischen und ethischen Fragen in der Gesellschaft gemessen oder höchstens noch als kulturhistorischer Faktor anerkannt, wie Prof. Josef Pilvousek aus Erfurt referierte. Er stelle zwar eine Neugier bei Agnostikern nach dem, was Kirche ist, fest, aber auch eine grundsätzliche Assimilation von Katholiken in der DDR an ihre säkulare Umgebung seit 1945 und auch nach der Wende. Im Land der Reformation werde Kirche heute nur noch als Kulturkatholizismus über wenige Amtsträger wahrgenommen, wobei eine generelle Geschichtsvergessenheit noch hinzukomme. Zukünftig wird – so ein Fazit der Tagung – eine offene Weltsicht, eine personenbezogene und situationsoffene Präsenz in der Gesellschaft nötig sein, damit die Katholische Kirche nicht nur als „wundersame Welt“ wahrgenommen wird, sondern auf dem derzeitigen Markt der Möglichkeiten Gott, das Kulturgut Christentum, das Faszinosum des Katholischen und das Evangelium als einzig zeitüberdauerndes Fundament der Kirche ins Gespräch bringen kann.