Trauer um Prof. Dr. Hermann J. Schnackertz

In der Nacht zum 15. Februar verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit Professor Dr. Hermann J. Schnackertz. Seit seiner Berufung an die Katholische Universität-Eichstätt Ingolstadt im Jahre 1996 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 2011 war er Inhaber des Lehrstuhls für Amerikanistik.

Professor Schnackertz engagierte sich im Leben der Hochschule auf vielfältige Weise. Von 1999 bis 2001 wirkte er als Mitglied des Senats; von 2005 bis 2007 war er Dekan der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät. Als Delegierter des Philosophischen Fakultätentages vertrat er die Katholische Universität von 2008 bis 2011. In jüngerer Zeit widmete er sich weiteren wichtigen Aufgaben. So wirkte er seit Juli 2009 als Vorstandsmitglied der Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung und übernahm im gleichen Jahr die Leitung der viel beachteten Eichstätter Wintervortragsreihe, deren inhaltliches Spektrum er mit der Organisation von Vorträgen zu den historischen und aktuellen Dimensionen des Themas „Radikalität“ wesentlich erweiterte.

Professor Schnackertz wurde 1978 an der Universität Konstanz mit einer Arbeit zur Form und Funktion medialen Erzählens promoviert, die von Wolfgang Iser betreut wurde, und habilitierte sich 1986 an der Universität Bielefeld mit einer Untersuchung zum Darwinismus in der englischen und amerikanischen Literatur. In Bielefeld war er von 1978 bis 1994 zunächst als Wissenschaftlicher Assistent und dann als Hochschuldozent tätig. Vor seiner Berufung nach Eichstätt nahm er Lehrstuhlvertretungen in Konstanz, Erlangen-Nürnberg und Bielefeld wahr.

In der Forschung widmete sich Professor Schnackertz vor allem den Beziehungen zwischen wissenschaftlichen und literarischen Diskursen. Hierunter fallen einerseits Untersuchungen zu literarischen Auseinandersetzungen mit dem Darwinismus, andererseits solche zum kreativen Umgang mit zeitgenössischen Wissenschaftsparadigmen im Werk Edgar Allan Poes. Anlässlich des 150sten Todesjahres des amerikanischen Schriftstellers führte Professor Schnackertz im Jahr 1999 zahlreiche Poe-Experten des In- und Auslands zu einer internationalen Konferenz an der KU Eichstätt-Ingolstadt zusammen.

Zu weiteren Konferenzen, die Professor Schnackertz in Eichstätt durchführte, zählen die Tagung „Probleme und Perspektiven interdisziplinärer Europastudien“, die 2003 den Auftakt für die an der KU seither regelmäßig abgehaltenen Europatage bildete, sowie eine Tagung zum Thema “The Culture of Catholicism in the United States“, mit welcher er 2009 die wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf ein in der Amerikanistik zu Unrecht vernachlässigtes Thema lenkte.

Sein aktuelles Forschungsinteresse galt den vielfältigen Wahrnehmungen Roms in der amerikanischen Literatur. Leider war ihm die Fertigstellung einer zu diesem Thema seit langem geplanten Monographie nicht mehr vergönnt. Weniger als ein Jahr nach seiner Versetzung in den Ruhestand wurde Professor Schnackertz auf tragische Weise aus seinem akademischen Wirken herausgerissen.

Den Studierenden der KU wird Professor Schnackertz als ein beliebter und immer verständnisvoller Hochschullehrer in Erinnerung bleiben. Alle anderen werden ihn als einen auch in Zeiten universitärer Umstrukturierungen stets auf Ausgleich und Vermittlung bedachten Kollegen und Freund schmerzlich vermissen. Uns allen werden seine charmant-ironische Art und sein rheinischer Humor fehlen.

 Prof. Dr. Richard Nate (Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft an der KU)