Wie in Eichstätt eine weltbekannte Datenbank mit antiken Inschriften entstand
Der Althistoriker Prof. Dr. Manfred Clauss ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Clauss hatte von 1984 bis 1987 den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Katholischen Universität inne. Aus seiner vergleichsweise kurzen Wirkungszeit in Eichstätt ging eine epigraphische Datenbank hervor, die bis heute eine große Bedeutung für die Wissenschaft hat. Das digitale Verzeichnis von Inschriften werde bis heute international von Historikern, die sich mit der Antike befassen, für die Forschung genutzt, sagt der heutige Inhaber des Lehrstuhls für Alte Geschichte, Prof. Dr. Michael Rathmann.
Inschriften in griechischer oder lateinischer Sprache – häufig „in Stein gemeißelt“, aber auch auf Metall oder in Tonscherben – sind für Historiker, die sich mit der Antike befassen, eine wichtige Quelle. Häufig stellen sie die einzigen erhalten Schriftzeugnisse dar oder sie sind Zeugnisse für den römischen Alltag und somit sozialgeschichtlich eine wichtige Ergänzung zu den großen historiographischen Werken. Manfred Clauss, der nach zwei Promotionen in Alter Geschichte und in Katholischer Theologie sowie seiner Habilitation zunächst an der Universität Siegen lehrte und 1984 nach Eichstätt berufen wurde, hatte seine Forschungsschwerpunkte nicht nur in der Religionsgeschichte, der Geschichte des alten Israel, der Römischen Kaiserzeit sowie der Sozialgeschichte der Antike.
Manfred Clauss
Clauss widmete sich auch intensiv der lateinischen Epigraphik. Gemeinsam mit dem damaligen Leiter des Universitätsrechenzentrums der KU, dem inzwischen verstorbenen Dr. Wolfgang Slaby, baute Clauss die „Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby“ (EDCS) auf – abrufbar unter https://db.edcs.eu. Bei der Umsetzung des Projekts unterstützen die URZ-Kollegen Dr. Bernward Tewes und Barbara Woitas sowie die Züricher Historikerin Prof. Dr. Anne Kolb. Sie will das Werk nach dem Tod von Clauss auch fortführen.
Mit unermüdlichem Fleiß soll Manfred Clauss in seiner aktivsten Zeit mehrere Stunden täglich mit dem Einarbeiten neuer Inschriften in die Datenbank verbracht haben. Das Online-Verzeichnis zählt heute rund 550.000 Einträge vornehmlich aus dem geographischen Raum des römischen Reiches, also südlich des Limes bis nach Nordafrika, von der iberischen Halbinsel bis in den Nahen Osten. Die Datenbank zähle mehrere tausend Klicks pro Tag, sagt KU-Professor Michael Rathmann. Sie gelte bis heute als weltweit führend für lateinische Inschriften aus der Antike. In der wissenschaftlichen Community der Historiker werde die KU auch immer mit der Datenbank von Clauss und Slaby in Verbindung gebracht.
Münzsammlung der Alten Geschichte der KU
Rathmann weist darauf hin, dass die KU Manfred Clauss noch ein weiteres Erbe zu verdanken hat: eine Sammlung antiker Münzen. Der Grundstock dafür wurde von Clauss in den 1980er Jahren gelegt. Seither wurde die Sammlung sukzessive erweitert, sodass sie heute mehr als 350 Münzen zählt. Der Schwerpunkt liegt auf römischen Münzen, wobei neben griechischen und hellenistischen Münzen auch vereinzelt solche aus den an das Imperium Romanum angrenzenden Räumen, wie parthische und keltische Prägungen, Teil der Sammlung sind. Zeitlich dominieren die Münzen der Römischen Kaiserzeit, die von jeweils kleineren Sammlungen zur Römischen Republik und zur Spätantike eingerahmt werden. Die Münzsammlung, die Teil des NUMiD-Netzwerks ist, wird bis heute in der Lehre im Fachbereich Geschichte genutzt, berichtet Rathmann – sie ist auch digital aufbereitet worden unter https://numid.ku.de
Nach seiner Wirkungszeit in Eichstätt wechselte Clauss 1987 an die Freie Universität Berlin, von 1993 bis zu seiner Emeritierung 2008 war er dann Professor in Frankfurt am Main. Am 20. Januar 2025 ist Manfred Clauss im Alter von 79 Jahren verstorben.
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