Hintergrund und Motivation
Die pflegerische Versorgung in deutschen Kliniken ist komplex und herausfordernd. Gründe hierfür sind u.a. die zunehmende Komplexität der Patient*innenversorgung bei gleichzeitig vorliegendem Pflegefachkräftemangel. Ausnahmesituationen wie die COVID-19-Pandemie verstärken diese zusätzlich und führen zu weiteren Problemlagen. Diese herausfordernden Situationen haben Einfluss auf die Pflegequalität, u.a. durch implizite Rationierung von pflegerischen Interventionen [1], und damit negative Outcomes der Patient*innen, die Patienten*innensicherheit sowie die Zufriedenheit des Pflegepersonals [2]. Digitale Technologien halten stetig Einzug in unser Gesundheitssystem und können den Alltag von Pflegefachpersonen unterstützen und entlasten. Neben der Weiterentwicklung technischer Komponenten sollten dabei auch immer die Bedürfnisse des Personals an einen technisierten Berufsalltag berücksichtigt werden [3].
Beschreibung des Projekts
Das Verbundprojekt ReduSys hat sich zum Ziel gesetzt, die Patient*innenbetreuung und das pflegerische Arbeitsumfeld durch den Einsatz eines multimodalen Ansatzes, bestehend aus drei Teilsystemen, zu verbessern. Folgende drei Teilsysteme sollen hierfür eingesetzt werden:
Durch den Einsatz der robotischen Teilsysteme sollen vermeidbare Kontakte zwischen Patient*innen und Pflegepersonal reduziert und wichtige Kontaktaufnahmen gefördert werden. ReduSys möchte Technologien identifizieren und auf den Weg bringen, welche die Pflege im Normalbetrieb entlasten und eine sichere Pflege in Ausnahmesituationen garantieren.
[1] Zander, B.; Dobler, L.; Bäumler, M.; Busse, R. (2014): Implizite Rationierung von Pflegeleistungen in deutschen Akutkrankenhäusern – Ergebnisse der internationalen Pflegestudie RN4Cast. Das Gesundheitswesen, 76, (11):727-734. DOI: 10.1055/s-0033-1364016.
[2] Aiken, L.H.; Sloane, D.M.; Bruyneel, L., Van den Heede, K.; Griffiths, P.; Busse, R.; Diomidous, M., Kinnunen, J; Kózka, M.; Lesaffre, E.; McHugh, M.; Moreno-Casbas, M.; Rafferty, A.M.; Schwendimann, R.; Scott, A.; Tishelman, C.; van Achterberg, T.; Sermeus, W. (2014): Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational study. The Lancet, 383, 9931: 1824-1830.
[3] Radic, M & Vosen, A. (2020): Ethische, rechtliche und soziale Anforderungen an Assistenzroboter in der Pflege. Sicht des Führungspersonals in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Z Gerontol Geriat, 53, (7):630-636. DOI: 10.1007/s00391-020-01785-4.
Die Professur für Pflegewissenschaft koordiniert die Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Begleitprojekt und setzt deren Implikationen um. Ferner bearbeitet sie pflegewissenschaftliche und versorgungsrelevante Fragestellungen und betreut das Projekt in wissenschaftlichem Kontext.
Der Fokus der pflegewissenschaftlichen Begleitforschung liegt dabei zum einen auf ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen (ELSI) zum Einsatz des robotischen Systems in der klinischen Praxis und zum anderen auf Implementierungsfaktoren, wie zum Beispiel hemmende und fördernde Faktoren zur Implementierung robotischer Systeme im Pflegealltag.
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gesamtfördervolumen
2,54 Mio. €
Fördervolumen der KU zur pflegewissenschaftlichen Begleitforschung
217.869,79 €
Verbundkoordination
Technische Universität München
Partner
Laufzeit
08/2022 – 07/2025
Projekt ID
FKZ 16SV8831
Buetikofer, A.; Blömeke, S.; Müller, F.; Schneider, C.; Ohneberg, C.; Eberl, I.; Eichhorn, C.; Hostettler, R.; Kharchenko, I.; Nast-Kolb, J.; Grabig, S.; Schmailzl, M.; Linner, T.; Klinker, G. (2023): Forschungsprojekt ‚ReduSys‘: Kontaktreduzierte Pflege im klinischen Umfeld durch multimodale Systeme und Robotik. 21.03.2023. Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. doi: 10.3205/23ebm048
Mirbeth, C.; Ohneberg, C.; Eberl, I. (2023): Entwicklung und Design technischer Systeme zur kontaktreduzierten Versorgung unter Berücksichtigung ethischer und sozialer Aspekte anhand des Care Centered Value-Sensitive Design (CCVSD). 06.10.2023. 22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. doi: 10.3205/23dkvf199