Politik miterleben: Die Berlin-Exkursion 2022

Mit politischer Argumentation und Diskussion, der Bewertung politischer Reden und dem Verfassen politischer Kurzreden befassen sich in diesem Sommersemester 20 Studierende im Rahmen des Moduls Politische Rhetorik II nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Live – und nicht mehr wie in den Vorjahren coronabedingt via Zoom – konnten daher die Studierenden aus dem BA Politik und Gesellschaft, dem Deutsch-französischen Studiengang sowie dem Interdisziplinären Bachelor unter der Leitung der wissenschaftlichen Mitarbeitenden Lisa Hartmann und Richard Zensen während ihrer Berlinexkursion vom 30.5 bis 2.6.2022 im Zentrum des politischen Geschehens der Bundesrepublik Deutschland mit zahlreichen Gesprächspartnern und -partnerinnen diskutieren.

Unser erster Programmpunkt war die politisch-strategische Beratungsfirma „365sherpas“.  Zu ihrem Portfolio gehört die politische und kommunikative Beratung von Unternehmen, Verbänden und Bundesministerien. Als ihren Aufgabenbereich sieht 365sherpas, Institutionen und Unternehmen im Bereich der Krisenkommunikation als auch in der Kampagnenberatung auf deren Weg durch das „kommunikative Hochgebirge“ zu begleiten.

Tags darauf ging es zuerst zur Interessensvertretung der Länder, dem Bundesrat. Ralph Helfen, ein Mitarbeiter des Rechtsausschusses, informierte über die Arbeit des Bundesrates und die Verfahrensabläufe in den verschiedenen Ausschüssen. Einen spannenden Einblick hinter die Kulissen des Redenschreibens erhielten wir bei unserem nächsten Termin mit Christoph Schlegel. Er ist einer von 450 Mitgliedern des „Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache“ (VRdS). Ein Schattenjob, wie sich herausstellte. Denn Reden, wie Angela Merkel sie hielt, werden von jemandem wie ihm verfasst. Über Merkels Reden sowie über das gesamte aktuelle politische Geschehen berichtet u.a. das ARD-Hauptstadtstudio in verschiedenen Formaten. Mit Barbara Kostolnik, Korrespondentin des Bayrischen Rundfunks im Hauptstadtstudio, diskutierten wir über die Relevanz des politischen Journalismus in Berlin und hatten die Gelegenheit auf die Arbeit in den Fernsehstudios zu blicken. Der vorletzte Tag der Exkursion galt als Erstes dem vierten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Im Forum Willy Brandt informiert eine Dauerausstellung über seinen politischen Werdegang als Sozialdemokrat, seine Zeit als Regierender Bürgermeister Berlins, als Bundeskanzler, Friedensnobelpreisträger und Weltpolitiker.

Am Nachmittag folgte als Kontrastprogrammpunkt zu Brandts Friedenspolitik ein Termin bei einem Lobbyisten: dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV). Angeregt, auch kontrovers, diskutierten wir mit den Vertretern der Rüstungsindustrie über Waffenexporte, wobei immer wieder auf die aktuelle Situation in der Ukraine Bezug genommen wurde.

Den krönenden Abschluss der Exkursion bildete die Teilnahme an einer Plenarsitzung zur Haushaltsdebatte im Bundestag: Politik hautnah. Und auch der Blick von oben gehörte dazu: über Berlin aus der Glaskuppel des Reichstagsgebäudes. Anschließend stellte sich mit Thomas Erndl (CSU) noch ein Abgeordneter des Bundestages unseren Fragen.

Die Exkursion in die Hauptstadt ermöglichte uns Einblicke in die verschiedenen und vielseitigen Berufsfelder des politischen Arbeitens, die mit einem Politikwissenschaftsstudium angestrebt werden können.

Text: Mareike De Latour