Neues Lehr- und Forschungsgebiet wird zum Langzeit-Observatorium für Veränderungen des Geosystems

Umweltgeographie beginnt Klima- und Klimafolgen-Monitoring im Einzugsgebiet des Lainbachs

Die Professuren der Physischen Geographie haben in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt vereinbart, dass in den kommenden Monaten Klimastationen und Abflusspegel im Einzugsgebiet des Lainbachs bei Benediktbeuern aufgebaut werden. Die Messdaten dienen einem Monitoring der meteorologischen Steuergrößen und der hydrologischen Reaktion des Einzugsgebietes. Zusätzlich werden regelmäßig Vermessungsarbeiten mit LiDAR und Drohnenbefliegungen durchgeführt, mit denen digitale Orthophotos und digitale Höhenmodellen zur Detektion, Kartierung und Quantifizierung von Landschafts- und Oberflächenveränderungen erstellt werden. Die Arbeiten sind als Langzeit-Monitoring angelegt - mit den vorhandenen Daten entsteht nach unseren Planungen im Laufe der nächsten 20 Jahren eine Datensammlung für die Erkennung und Bewertung aktueller Veränderungen, auch als Grundlage für Modellierungen des zukünftigen Systemverhaltens. Für die Studierenden des BSc-Studiengangs Geographie und vor allem des MSc-Studiengangs „Geographie: Umweltprozesse und Naturgefahren“ bedeutet das:

  • Ein weiterer Ausbau der direkten Verbindung von Lehrveranstaltungen mit den laufenden Forschungsarbeiten zu klimatischen, hydrologischen, geomorphologischen und landschaftsökologischen Veränderungen. Geländeseminare und -praktika werden vor Ort abgehalten, und auch in Lehrveranstaltungen werden Daten aus dem Gebiet für die Vermittlung fachlicher und methodischer Kenntnisse verwendet.
  • Spannende Themen zum Klima- und Landschaftswandel für Bachelor- und Masterarbeiten, buchstäblich für Generationen von Studierenden. Wir sind bereits dabei, mögliche Themen zu skizzieren.

Für die Wissenschaft ist das Einzugsgebiet des Lainbachs kein unbekanntes: Es von etwa 1970 bis 1985 wurde das Gebiet intensiv beforscht, beispielsweise im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereiches (SFB) „Abfluss in Gerinnen". Unter anderem haben 18 Niederschlagsmessstationen und 5 Abflusspegel regelmäßig Daten aufgezeichnet, mit denen man die aktuellen Messergebnisse vergleichen kann, um Veränderungen nachzuweisen. Seit Mitte der 1980er Jahre wurden umfangreiche Forschungen zur Entwicklung der Erosionsflächen ("Reißen") und zum Sedimentabtrag und –transport im Rahmen eines DFG Schwerpunktprogramms und zahlreicher weiterer DFG Projekte durchgeführt. Die Bayerische Wasserwirtschaft hat Untersuchungen zum Feststofftransport durchgeführt und Maßnahmen zur Schadensvermeidung umgesetzt. Naturgefahren wie das schwere Hochwasser von 1990 verleihen diesen sowie den geplanten Arbeiten eine besondere Relevanz. Auch MitarbeiterInnen des Lehrstuhls für Physische Geographie waren schon im Lainbach-Einzugsgebiet aktiv und haben bereits 2013 mit der Überwachung und Vermessung der Reißen begonnen.

In Summe kann in dem nun errichteten Monitoring-Gebiet auf ein umfangreiches Wissen und Datenmaterial zurückgriffen werden, welches in den Forschungsarbeiten,  aber auch in den Archiven der beteiligten Behörden vorhanden ist. Es bietet sich die große Chance, das heutige und zukünftige Verhalten des Geosystems mit den Ergebnissen früherer Forschungen in Beziehung zu setzen und damit die Stärke der Veränderung von hydrologischen, geomorphologischen und ökologischen Prozessen durch den Klimawandel zu dokumentieren, zu analysieren und zu modellieren. Derartige Erkenntnisse sind von großem Wert, um mögliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und darauf aufbauend Maßnahmenplanungen vorzunehmen.

Mehr zum Lainbach-Einzugsgebiet wird es bald auf einer eigenen Webseite des Projekts geben. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an den Lehrstuhl für Physische Geographie, der die Einrichtung koordiniert.