Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes organisiert eine Abschlusskonferenz „Perspektive 2025: Revitalisierung durch Wandel“

Am 30. September hat das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes seine vorläufige Abschlusskonferenz abgehalten. 4 Jahre ist die längstmögliche Dauer eines Kompetenzzentrums innerhalb derselben Ausschreibung. Dieses Zentrum ist beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie angesiedelt. Prof. Dr. Harald Pechlaner vom Lehrstuhl Tourismus der KU ist der wissenschaftliche Leiter des Kompetenzzentrums.

Das „Who Is Who“ der deutschen Tourismuswirtschaft, -politik und –wissenschaft traf sich zu einem digitalen Meeting, um eine Standortbestimmung der aktuellen Lage vorzunehmen, dies allerdings mit konkretem Blick auf die Mittelfristperspektiven. Deutschland ist den Umständen entsprechend - der Pandemie geschuldet – im Tourismus hart gelandet. Der Vormittag der Tagung war der Zukunft des Geschäftstourismus gewidmet, welcher wesentlich stärker als der Ferientourismus von der COVID-19-Krise getroffen wurde. Der Projektleiter des Kompetenzzentrums, Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, zeigte in einem Ergebnisbericht der Panelbefragung „Die Zukunft der Geschäftsreise“, dass auch die Branche selbst erwartet, dass die Geschäfts- und Dienstreise langfristig unter dem Niveau von 2019 bleiben wird, und dass die digitalen Formate sich weitestgehend halten werden. Hamburgs Tourismusdirektor Michael Otremba zeichnete für das Thema Business Travel ein sehr langsames Zurück zu einer neuen, wesentlich digitaleren Welt des Reisens aus Geschäftsgründen. Er forderte die Branche jedoch zu einem grundsätzlichen Überdenken bisheriger Pfade auf. Unter dem Titel „Who cares? We do“ stellte er gewissermaßen die Sinnfrage im Tourismus: Macht es zukünftig Sinn, in einer Branche zu arbeiten, die Menschen zusammenbringt? Darauf muss der Tourismus eine klare Antwort geben und das richtige Narrativ finden. Wie kann es dem Tourismus gelingen, den Lebensraum von Menschen aktiv und positiv mitzugestalten? Welches ist das richtige Narrativ für den Tourismus? Otremba betonte, dass Reisen Sehnsucht nach dem Leben bedeutet, Perspektiven und Horizonte verändert und im Grunde auch die Demokratie unterstützt.

Frau Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT e.V.), bezog sich in ihrem Impulsvortrag am Nachmittag auf das „Tourism Manifesto“ (https://tourismmanifesto.eu), eine europäische Initiative zur Zukunft des Tourismus, welches folgende Themenschwerpunkte aufzählt: Reduce seasonality, sustainability, transport connectivity, digitalization, joint promotion, good governance, competitiveness, skills & qualifications. Sie unterstrich in der Folge die Bedeutung folgender Strategiefelder: (1) Markenwert einer Destination: ohne Brand kann es keine Kundenorientierung geben, (2) Die Digitalisierung ist der Spielmacher des Wettbewerbs, (3) Nachhaltigkeit und qualitatives Wachstum gehören auf das Engste zusammen, (4) Mehr Schlagkraft durch Kollaboration zwischen Politik und Wirtschaft.

In drei Workshops wurden die Themen des Tages nochmals gezielt diskutiert. Prof. Harald Pechlaner und Lehrstuhl-Mitarbeiter Hannes Thees waren dabei für das Thema „Sicherheit“ zuständig. Dabei ging es vor allem um Fragen der Resilienz. Konkret: wie fördern wir die Resilienz der Tourismuswirtschaft? Folgende zentrale Aussagen wurden in der Arbeitsgruppe festgehalten:

  1. Proaktive Vernetzung innerhalb des Tourismus, vor allem zwischen Tourismuspolitik,-wissenschaft und –wirtschaft.
  2. Förderung einer Willkommenskultur, geprägt von Offenheit, Dialog, Wertschätzung und Achtsamkeit.
  3. Abwägen der einerseits notwendigen Schritte einer weiteren und zügigen Digitalisierung, und andererseits notwendigen Festigung und Garantien von Grund- und Freiheitsrechten („digitale Identität“)
  4. Anpassung von Geschäftsmodellen im Rahmen eines Resilienzverständnisses, welches die Innovation fördert und nicht behindert
  5. Diversifikation von Angebot und Produkt im Sinne einer Risikoabfederung für die Zukunft

Zusammenfassend war die Rede von „Diversität und Diversifikation“ als Schlüsselfaktoren für Resilienz.

Im Zusammenspiel mit den weiteren Workshops zu „Digitalisierung“ und „Nachhaltigkeit“ konnten wichtige Leitlinien für die mittelfristige Tourismusentwicklung in Deutschland gezeichnet werden. Diese Leitlinien wurden ebenso in der abschließenden Podiumsdiskussion erörtert. Dabei wurde deutlich, dass ein Plattformansatz im Sinne eines digitalen Ökosystems (s. Grafik) eine wichtige Basis für die Resilienz der Tourismuswirtschaft und eine nachhaltige Produktentwicklung ist.