Die neuesten Erkenntnisse, Trends und Fortschritte im Destinationsmanagement

Vom 8.-10. Juni fand im schwedischen Kalmar das 5th Advances in Destination Management Forum statt, das gemeinsam von der Universität St. Gallen und der Linnéuniversitetet veranstaltet wurde und sich mit verschiedenen Herausforderungen und Trends des Destinationsmanagements befasste. So gab es Sessions unter anderem zu Destinationsentwicklung, Nachhaltigkeit, Resilienz oder Marketing.

Julian Philipp, Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship, stellte dort konzeptionelle Überlegungen vor, die gemeinsam mit Prof. Harald Pechlaner, Inhaber des Lehrstuhls für Tourismus und Leiter des Zentrums für Entrepreneurship, sowie Prof. Monika Bachinger von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg erarbeitet wurde. Unter dem Titel „The Entrepreneurial Destination Ecosystem – On the Pathway to Resilient Destinations” wurde zunächst die Notwendigkeit neuer Ansätze des Destinationsmanagements, basierend etwa auf globalen Megatrends oder den anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, erläutert. Ein Zitat aus dem neuesten „Travel & Tourism Development Index 2021“ des World Economic Forum (WEF) unterstreicht die Wichtigkeit resilienter Destinationen: „Embedding inclusivity, sustainability and resilience into the Travel and Tourism sector as it recovers will ensure it can continue to be a driver of global connectivity, peace and economic and social progress.”

Aus der Netzwerkperspektive betrachtet ist eine Destination vor allem ein System aus Akteuren, dessen Outcome touristische Erlebnisse sind. Dieser Ansatz findet sich auch im Konzept des unternehmerischen Ökosystems (Entrepreneurial Ecosystem) wieder, das Akteure, deren Umgebung sowie deren Interaktionen umfasst und aus einer Vielzahl an Elementen und Bedingungen besteht, die unternehmerische Aktivität und damit gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung ermöglichen. Durch die Balance aus Bekanntem und Neuem sowie Sicherheit und Offenheit kann eine Stärkung der Resilienz erreicht werden. Den Gedanken des unternehmerischen Ökosystems abgeleitet und auf das touristische Umfeld angepasst haben Prof. Bachinger und Prof. Pechlaner das sogenannte „Entrepreneurial Destination Ecosystem“, das die Rolle des Tourismus in der unternehmerischen Wertschöpfung beschreibt. Auch das von Prof. Pechlaner, Natalie Olbrich, Julian Philipp und Hannes Thees entwickelte „Ökosystem der Gastlichkeit“ (Ecosystem of Hospitality) basiert auf dem Ökosystem-Ansatz. Mit Elementen beider Modelle, wie etwa unternehmerischer Aktivität, Netzwerk- und Begegnungsqualität oder Gastlichkeitsansprüchen kann Resilienz in touristischen Destinationen erreicht werden.

Über 30 Vorträge wurden im 5th Advances of Destination Management Forum gehalten. Einige der wichtigsten Erkenntnisse sind:

  • Auch als Tourismusmanager muss sich Stadtentwicklung vorrangig an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren, um Identifikation und Zufriedenheit zu steigern.
  • Zur zukünftigen Rolle von Destinationsmanagementorganisationen gehören auch ein stärkeres Networking mit Unternehmern und Eigentümern, eine Einbeziehung der Bewohner, eine Kooperation mit regionalen DMOs sowie eine Präsentation und Kommunikation von Messdaten.
  • Destinationen sind ein „network of coopetitors”, das ist eine Beziehung, in der Unternehmen simultan im Wettbewerb zueinander stehen, aber auch Kooperationen miteinander haben.
  • Lokale Bewohner beteiligen sich eher, wenn sie (a) sehen, dass alle Interessengruppen sich engagieren, (b) Möglichkeiten sehen, sich einzubringen, (c) Zeit für Partizipation haben, (d) Vertrauen haben, dass alle Interessengruppen fair und ehrlich sind, und (5) übereinstimmen, dass die diskutierten Themen ein Problem darstellen.
  • DMOs entwickeln sich kontinuierlich weiter, von einem anfänglichen Marketingfokus hin zum gegenwärtigen Managementfokus, sowie in einem nächsten Schritt hin zu Stewardship und Governance.
  • Die attraktivsten Destinationen sind häufig jene, in denen auch die Lebensqualität hoch ist.
  • Destinationsresilienz kann durch höhere Diversität sowie niedrigere Pfadabhängigkeit erreicht werden.