Hannes Thees verteidigt Dissertation zur Wirtschaftsentwicklung entlang der Neuen Seidenstraße

Die Dissertation von Hannes Thees, langjähriger Mitarbeiter am Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship, hat sich mit einem zusehends dynamisierenden Themenfeld beschäftigt: Die Neue Seidenstraße in Eurasien stellt einen Wirtschafts- und Entwicklungsraum dar, in welchem sich die Interessen vieler Akteure gegenüberstehen, wo geopolitische Spannungen entstehen und Mega-Infrastrukturprojekte umgesetzt werden. In dieser Situation sehen wir in den nationalen Diskussionen und internationalen Beziehungen eine kritische Auseinandersetzung mit Investitionen aus China und eine Richtungssuche für Partnerschaften in Eurasien. Stellvertretend hierfür stehen der Volkskongress der KP in China, die Investition in den Hamburger Hafen, Brain-Drain aus China oder die Positionierung der postsowjetischen Staaten im Russland-Ukraine Krieg.

In einem multi-disziplinären Ansatz widmet sich die kumulative Dissertation den vielschichtigen Perspektiven rund um die Initiativen entlang der Seidenstraße - unter dem Titel „Securing Local Economic Development in Globalization: Multiple Perspectives on the New Silk Road”. Speziell die chinesische Belt and Road Initiative ist eine Infrastrukturinitiative von neuer Dimension – inklusive politischen und kulturellen Narrativen. Dennoch stehen ihr unklare regionale Effekte gegenüber, fehlende regionale Integration, geopolitische Spannungen als auch mangelndes Vertrauen und Transparenz der Initiative. Hierzu hat Hannes Thees die Forschungsfrage „How to secure local economic development using a cross-spatial approach under globalization impulses such as along the New Silk Road?” untersucht, um die Balance zwischen globalen Impulsen und lokalen Interessen, zwischen endogener und exogener Entwicklung zu stärken.

In vier Artikeln und einem Manteltext werden Forschungsergebnisse aus Aserbaidschan, Georgien und weiteren zentralasiatischen Ländern zusammengeführt. Hierbei werden u.a. die folgenden Themen abgedeckt:

  • Lokale Nachhaltigkeit von Mega-Infrastrukturprojekten
  • Regionale Integration in Eurasien
  • Routen und ihre Wirkung für Innovation und wirtschaftliche Diversifizierung
  • Entwicklung des lokalen Dienstleistungssektors und der Tourismusdestination

Mit den vielfältigen Impulsen von Fallstudien über Eurasien hinweg kann die Dissertation dazu beitragen, die Beziehungen zwischen lokaler und globaler Wirtschaftsentwicklung differenzierter zu betrachten. Im Speziellen trägt diese Arbeit zur Diskussion des transnationalen Levels bei – als Mediator zwischen lokalen Interessen und globalen Impulsen. Dies bedeutet auch die unterschiedlichen Ansätze im Regionalism z.B. zwischen China, Zentralasien, Ost- und Westeuropa aufzuarbeiten. Auch die lokale Ebene kann in diesem Sinne wichtige Maßnahmen zur Integration von exogenen mit endogenen Projekten ergreifen, wie z.B. Clusterentwicklung oder Kompetenzaufbau im Bereich Infrastruktur und Regionalentwicklung.

In den aktuellen Diskussionen um Abhängigkeiten und Investitionsentscheidungen erfordert dies eine dezidierte Auseinandersetzung mit den Interessen und Motivationen der Länder und Institutionen in Eurasien. Dennoch muss uns bewusst sein, dass unsere aktuelle Weltwirtschaft eben auch dieser Arbeitsteiligkeit basiert und es nicht darum geht, Handelsbeziehungen und Entwicklungsprojekte abzubrechen, sondern vielmehr deren Bedingungen zu diskutieren und die Implementierung nachhaltiger auszurichten. Speziell in den geopolitischen Spannungen ist eine starke Verhandlungsposition der Staaten förderlich.