Kennenlernfahrt der Masterstudierenden nach Südtirol – „Ein Gefühl für Gastfreundlichkeit und Schönheit“

In guter Tradition sind die Erstsemester des Masterstudiengangs „Tourismus und nachhaltige Regionalentwicklung – Geographie und Management“ zusammen mit dem Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship vom 21. – 24. Oktober 2021 nach Südtirol gereist. Durch die Besuche abwechslungsreicher Attraktionspunkte und in der Diskussion mit inspirierenden Persönlichkeiten sowie Leistungsträgern des Südtiroler Tourismus haben die Studierenden gleich zu Beginn ihres Studiums die Besonderheiten einer touristischen Destination kennengelernt und ihr Wissen erweitert.

Auf Einladung von Prof. Dr. Thomas Bausch an die Freie Universität Bozen wurden am Standort Bruneck Themen der Tourismus- und Mobilitätsforschung diskutiert. Es war interessant zu erfahren, dass Südtirol die Region mit dem höchsten PKW-Bestand Europas ist und nicht (allein) der Tourismus das hohe Verkehrsaufkommen zu verschulden hat. Dass 24 % der Deutschen zum Skifahren in den Alpenraum fahren, was eine CO-Emission von lediglich 2 % verursacht. Spannende Diskussionen wurden zum Pre- und After-Image der Destination geführt sowie zu Überlegungen und Forschungsansätzen zur Besucherlenkung und dem Trade-Off zwischen Profitdenken von Leistungsträgern und der Zufriedenheit von Kunden.

Die einzigartige Landschaft Südtirols konnte am Pragser Wildsee – Teil des UNESCO Welterbe Dolomiten – bewundert werden, wo sich die Studierenden selbst ein Bild von einem touristischen Hotspot und internationalem Ausflugsort gemacht haben. Zudem wurden die Herausforderungen der Besucherlenkung mit dem Vizepräsidenten des Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) Südtirol, Thomas Walch sowie der Eigentümerin und Geschäftsführerin des Hotels Pragser Wildsee, Dr. Caroline Heiss, diskutiert. Im Laufe der Zeit haben sich Gesellschaft, Mobilität und Tourismus verändert, alles ist schnelllebiger und selbstverständlicher geworden. Extrem wichtig ist das Stakeholder-Management, um dadurch einen bewussteren und nachhaltigen Massentourismus zu generieren.

Zudem präsentierte Bettina Schlorhaufer an diesem Ort ihr Buch „Berghotels 1890–1930: Südtirol, Nordtirol und Trentino: Bauten und Projekte von Musch & Lun und Otto Schmid“. Die Studierenden erfuhren Interessantes zu Architektur und Tourismus, dass Berghotels, im Gegensatz zu Stadthotels, nicht ohne Straßen- und Infrastrukturprojekt entstehen können und dass in den Grandhotels des 19. Jahrhunderts bereits eine Art Demokratisierung des Tourismus mitgeplant wurde, weil man nebst den luxuriösen Unterkünften auch sehr einfache für die Bergsteiger im Angebot hatte.

Weitere beeindruckende Besichtigungen und angeregte Gespräche mit Hoteliers fanden in folgenden Hotels statt: Falkensteiner Hotel Kronplatz, Design Residence Alma - Paramount | Family Resort Rainer und Tauber's Bio Vitalhotel.

So hat Hotelmanager Armin Profanter die Masterstudierenden durch sämtliche Einrichtungen sowie Zimmerkategorien im neuen 5-Sterne Resort Falkensteiner Hotel Kronplatz geführt und sich einer intensiven Fragenrunde gestellt, u. a. zu Themen des veränderten Buchungsverhaltens der Gäste aufgrund Covid-19 und des Fachkräftemangels in der Hotellerie. Dass der Tourismus, und dafür stellvertretend das Hotel, für Träume und Sehnsüchte steht, wurde bei diesem Aufenthalt deutlich.  

Dass in Sexten, dem Dorf der Drei Zinnen, das Stakeholder-Management ebenfalls eine Herausforderung darstellt, die aber gut funktioniert, haben die Erstsemester im Design Residence Alma - Paramount | Family Resort Rainer im Gespräch mit den Hoteliers Judith Rainer, Obfrau HGV Sexten und ihrem Bruder, Christoph Rainer, Vizebürgermeister Sexten, sowie dessen Frau und Architektin, Ulla, erfahren. Diese und weitere Herausforderungen von alpinen Destinationen unter besonderer Berücksichtigung von KMU und Family Business wurden gemeinsam diskutiert. Architektur und Ästhetik spielen hier eine besondere Rolle, Destination Design als Prozess unter Einbindung der Bevölkerung, Schnittstelle von Ästhetik zwischen Tourismus und Design sowie als kreativer Lebensraum.

Eine neue Perspektive hat sich den Studierenden im Tauber's Bio Vitalhotel geboten, einem biozertifizierten und baubiologischen Hotel, dessen drei Säulen auf Ernährung, Bewegung und Entspannung liegen. Der Gründer und Besitzer Gerd Tauber hat im Detail erklärt, wie er das Thema Nachhaltigkeit umsetzt und dass das Zusammenspiel von Touristikern und Bauern als herausfordernd empfunden wird. Die Familie Tauber sind Pioniere, die durch starke Leadership und Überzeugung zu charakterisieren sind.

Weitere Highlights der Kennenlernfahrt waren die Besichtigung des Kronplatzes und des Biathlonzentrum Antholz:

Gemeinsam mit Andrea Del Frari, Direktor Skirama Kronplatz, sind die Studierenden mit der Seilbahn auf den Kronplatz gefahren und haben Auskünfte zu den dortigen Attraktionspunkten erhalten, insbesondere die spannende Entstehungsgeschichte des MMM Corones, dem Messner Mountain Museum, das von der Architektin Zaha Hadid entworfen wurde. Der Kronplatz steht nicht nur für Sport und Natur, sondern auch für Kultur. Fragen zur Einbeziehung der Landwirte, was u. a. für die Aufstiegsanlagen besondere Relevanz besitzt sowie die Nachhaltigkeit von Skigebieten waren weitere interessante Diskussionspunkte.

Im Biathlonzentrum Antholz am nahegelegenen Antholzer See haben Erika Pallhuber, Generalsekretärin IBU Worldcup Biathlon Antholz und Günther Leitgeb, Kommunikationsverantwortlicher, im Rahmen einer Führung und auch Schießübungen die Entwicklung des Biathlons, der seinen Ursprung im Militär hat, sowie die unterschiedlichen Funktionen der Räumlichkeiten und Außenanlage detailliert erläutert. Die Themen Nachhaltigkeit und die Rolle eines Sportevents in post-pandemischen Zeiten kamen zur Sprache. Zudem wurde auch hier wieder betont, wie wichtig es ist, die gesamte Bevölkerung stets einzubinden. Dass in einem kleinen alpinen Tal eine weltweite Begehrlichkeit in der großen Biathlon Szene entstanden ist, ist eine große Community-based Leistung mit hoher Leadership Kompetenz, die auch Pioniergeist und Social Responsibilty erfordert. Gemeinsam wurde an dieser Sportstätte ein Kult geschaffen, wodurch die 1.600 Volunteers als das Herzstück in ihrer Verantwortung regelmäßig inspiriert werden. Diesen speziellen Spirit haben auch die Studierenden erfahren, und was es bedeutet, zukunftsfähig zu sein. Denn das ist das wahre Ergebnis der Regionalentwicklung.

Wir danken den lokalen Tourismusexperten für die Unterstützung bei der  Planung und Durchführung der Reise. Gleicher Dank gilt dem DAAD (Programm „PROMOS“) für die Bezuschussung der Fahrt.