Mit Studierenden in Rom – Von der Peripherie ins Zentrum

Am 30. Juni 2022 machte sich eine kleine Studierendengruppe aus dem 2. Semester des Bachelors Geographie sowie des Lehramts Geographie der KU zusammen mit dem Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship auf den Weg nach Rom. Im Zentrum dieser Exkursion standen menschliche Fragen und gesellschaftliche Herausforderungen in Rom.

Der traditionelle Tourismus ist auf das Zentrum hin fokussiert. Sehnsuchtsziel sind dabei die Attraktionspunkte, die aus der Sicht des Marketings in den Mittelpunkt gestellt werden, und um die herum zumeist Dienstleistungen entstehen, die das Erlebnis der Gäste optimieren. Allerdings ist ein authentisches Erleben im Zentrum nicht ohne ein authentisches Erfahren in der Peripherie möglich. Die Schichten der touristischen Transformation wären unvollständig, ohne einen Blick auf die Ungleichheiten am Rande der Destinationen zu werfen.

Eine Destination kann sich über den Rand erschließen und das damit verbundene Bemühen, das Zentrum sich gewissermaßen zu erarbeiten, indem man sich von der Peripherie her nähert sowie Vororte als Teil von Orten und Ausgegrenzte als Teil innerhalb der Grenzen anerkennt. Touristen werden mit der nötigen Sensibilität für die verschiedenen Schichten von Transformation zu aufmerksamen Besuchern, die mitfühlen, und die durch die Beschäftigung mit dem Leben und Überleben der anderen eine Möglichkeit der Reflexion bekommen. Diese Erfahrung ist die Basis für das Erleben der Attraktionspunkte entlang der Wege hinein ins Zentrum.

Dieses Verständnis galt es im Rahmen der kleinen Exkursion Rom wissenschaftlich zu erforschen. Die Studierenden haben Orte und Attraktionen zu den Themenfeldern Bild der Frau, Migration/neue Römer, Cura/Pflege und Kirche im Wandel recherchiert und entsprechende Routen definiert. Vor Ort galt es, diese Routen zu erkunden und unentdeckte Attraktionen zu erfassen.

Darüber hinaus wurden Gespräche mit ExpertInnen geführt, welche sich mit dem Themenfeld beschäftigen. Bspw. konnten die Studierenden von einem Architekten einen Einblick in die Stadtplanung Roms erhalten. Hr. Casadei verdeutlichte, dass das Stadtbild Roms die verschiedenen Epochen wiederspiegelt und die Stadt mit unterschiedlichen Herausforderungen bis heute zu kämpfen hat. Bspw. versucht die Stadtplanung diese Missstände zu beheben und die sog. „informal city“, welche rund 30 % Roms ausmacht, in das Stadtbild zu integrieren. Darüber hinaus durften die Studierenden den Botschafter Dr. Kotsch beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen Malteser Orden treffen. Dr. Kotsch betonte, dass Rom sich durch seine Historie zu einer attraktiven Destination entwickelt hat und die Stadt nun mit den Konsequenzen durch z.B. die Kreuzfahrtschiffe zu kämpfen hat.  Insbesondere in der Pandemie wurde die Abhängigkeit vom Tourismus deutlich, als keine Gäste in die Stadt kommen konnten. Hinzukommt, dass Rom sich zu einer Dienstleistungsstadt entwickelt hat, die mit Müll und Verkehr zu kämpfen hat. Dr. Kotsch meinte, dass es in Rom noch viele Potentiale gibt und die Politik im Bereich Soziales, Verkehr o.ä. härtere und vor allem nachhaltigere Maßnahmen umsetzen muss.

Wir danken Herr Andreas Huber für die Unterstützung bei der Planung und Durchführung der „Kleinen Exkursion Rom“ und den lokalen ExpertInnen für die interessanten Gespräche.